Hirnforscher der MedUni Wien: Neuroinflammation treibt den Schmerz an
Die Entzündung des zentralen Nervensystems dürfte ein universeller Treiber von Schmerz und dessen Komorbiditäten sein. Speziell Astrozyten spielen hier eine Rolle, wie ein Team um Univ.-Prof. Dr. Jürgen Sandkühler, Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien, herausfand. Beim diesjährigen Kongress der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) in Villach, wurden die neuesten Erkenntnisse präsentiert. Und auch gleich Therapien vorgeschlagen – eine davon, die immer wirkt.
„Wir wissen alle, dass der chronische Schmerz nicht alleine daherkommt, sondern praktisch immer mit einer Reihe von Komorbiditäten und Risikofaktoren verbunden ist“, leitet Univ.-Prof. Dr. Jürgen Sandkühler, stv. Leiter des Zentrums für Hirnforschung, Medizinische Universität Wien, sein Highlight in der gleichnamigen Session ein. Eine Literaturrecherche ergab, dass bei Schmerz sowie stressassoziierten Phänomenen die Neuroinflammation eine Rolle zu spielen scheint. Denn die Anzahl der Publikationen war besonders hoch bei Neuroinflammation im Zusammenhang mit Schmerz (1.630), Depressionen (1.640) oder psychosozialem Stress (1.310).
Die erste Spur: Dichte der Astrozyten in bestimmten Arealen
Daher vermuteten Sandkühler und sein Team einen kausalen Zusammenhang. Sie grenzten zunächst die Neuroinflammation von der peripheren Entzündung mit Mastzellen und T-Zellen ab und untersuchten Entzündungszellen wie etwa Astrozyten und Mikro-Gliazellen. Prompt stellte Mira Kronschläger1, PhD, fest, dass im Rückenmark in Arealen, in denen nozizeptive Nervenfasern enden, die Dichte der Astrozyten besonders hoch ist – im Gegensatz zu Arealen, die eher mit Berührungsreizen assoziiert sind.