9. Apr. 2020Multimorbidität

Ungünstige Lebensstilfaktoren erhöhen Risiko

Krankenversicherungskonzept, Handanordnen von Holzblockstapeln mit Ikone Gesundheitswesen medizinisch.
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In einer multinationalen Kohortenstudie wurde anhand von fünf Faktoren gezeigt, dass der Lebensstil die Entwicklung von Multimorbidität bei zugrunde liegender Krebs- oder kardiometabolischer Erkrankung beeinflusst.

Patienten wurden im Rahmen der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) rekrutiert mit dem Ziel, das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Lebensstil, Genetik und Krebs oder anderen chronischen Krankheiten zu untersuchen. In dieser prospektiven Studie wurden zwischen 1992 und 2000 aus sieben EU-Ländern knapp 292.000 Studienteilnehmer (64% weiblich; Alter: 43–58 Jahre), die weder an Krebs erkrankt waren, noch an einer Herz-Kreislauferkrankung oder Typ-2–Diabetes litten, eingeschlossen.

Als Multimorbidität war das aufeinanderfolgende Auftreten zweier Erkrankungen in einer Person definiert: jegliche Art von Krebs (außer Nichtmelanom-Hautkrebs), kardiovaskuläre Erkrankungen (umfasst Myokardinfarkt, Angina, Schlaganfall und andere akute zerebrovaskuläre Ereignisse) und Typ-2-Diabetes. Basierend auf einer Cox-Regressionsanalyse wurde das Potenzial ermittelt, an Krebs, kardiovaskulären Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die daraus resultierenden Multimorbiditäten abhängig von diesen fünf Risikofaktoren und deren Kombination im Zusammenhang eines gesunden Lebensstils wurden erhoben.

Über 10-jährige Nachbeobachtungszeit

Während eines durchschnittlichen Follow-ups von 10,7 Jahren wurden 22.185 Ersterkrankungen an Krebs (62% Frauen), 9.016 kardiovaskuläre Ereignisse (42% Frauen) und 10.295 (50% Frauen) Ersterkrankungen an Typ-2–Diabetes beobachtet. Nach dieser langen Nachverfolgungszeit hatten 3.244 Teilnehmer (41% Frauen) Multimorbiditäten entwickelt. Die häufigste Form waren kardiovaskuläre Ereignisse (16,6؊) bei Krebspatienten, Typ-2-Diabetes (14,7؊) bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Krebs (14,3 ؊) bei Typ-2–Diabetes Patienten.

Das absolute 10-Jahres-Risiko, zuerst eine Grunderkrankung und dann eine Komorbidität zu entwickeln, war bei Teilnehmern mit ungesundem Lebensstil deutlich erhöht. Bei Krebspatienten lag aufgrund des erhöhten Todesrisikos das absolute Risiko einer Multimorbidität nur bei 5 bis 17 Prozent, wohingegen die Patientengruppen mit kardiovaskulären Ereignissen oder Typ-2-Diabetes ein Risiko von 20 bis 40 Prozent entwickelten.

Lifestyle-Faktoren

Der Index für einen gesunden Lebensstil – HLI (Healthy Lifestyle Index) – spiegelt die Gesamtheit der fünf Lifestyle-Faktoren wider (Body Mass Index (BMI), Raucherstatus, Alkoholkonsum, Sport, Einhalten einer mediterranen Diät). Ein hoher HLI, also ein gesunder Lebensstil, war assoziiert mit einem deutlich gesenkten Risiko, kardiovaskulär oder an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Dazu korrelierte ein hoher BMI mit dem Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, zeigte allerdings weniger Einfluss auf das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse oder Krebs. Der Raucherstatus war direkt mit kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert; mit dem Auftreten von Krebs oder Typ-2-Diabetes wurde ein geringerer Zusammenhang beobachtet. Bei Alkoholkonsum konnte kein direkter Einfluss auf die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes festgestellt werden. Sport und mediterrane Diät zeigten einen direkten, positiven Einfluss zur Vermeidung von Multimorbiditäten.

Fazit

Ein gesunder Lebensstil senkt das Risiko für eine Krebserkrankung oder kardiometabolische Erkrankungen, ebenso die Prognose, daran zu erkranken oder Multimorbiditäten zu entwickeln.

Freisling H et al.: Lifestyle factors and risk of multimorbidity of cancer and cardiometabolic diseases: a multinational cohort study. BMC Med 2020; 18(1):5