Kardiologische Schauergeschichten und was man daraus lernen kann
Ein akuter Infarkt treibt dem Kardiologen kaum noch den Schweiß auf die Stirn. Aber es gibt nach wie vor herausfordernde Situationen. Kollegen verschiedener Länder präsentierten am vergangenen ESC-Jahreskongress ihre Horrorgeschichten und erklärten, was man daraus lernen kann. (Medical Tribune 11-12/20)
Fall 1: Gescheiterte Gerinnungshemmung
Akute Brustschmerzen, Präsynkope und ein Lungenödem führten einen 63-Jährigen in die Klinik. Seine Vorgeschichte ist komplex: Mitralklappenersatz, allogene Transplantation bei Multiplem Myelom sowie mehrere tiefe Venenthrombosen. Außerdem war zwei Wochen zuvor eine rechtsseitige Mastektomie durchgeführt worden, berichtete Dr. Harry Coleman vom St. Bartholomew’s Hospital London. Seit dem Eingriff hatte man ihn von Warfarin auf 18.000 IE niedermolekulares Heparin (LMWH) täglich umgestellt. Das transthorakale Echo ergab den Verdacht auf eine Mitralklappenthrombose, der sich im Verlauf bestätigte. Inzwischen hatte die Thrombose eine erhebliche Stenose bewirkt. Mit 1,8 (l/min)/m2 lag der Herzindex deutlich unter der Norm. Es folgte ein kardiogener Schock.