1. Aug. 2019World Lung Cancer Day 2019

Lungenkrebs-Neuerkrankungen nehmen vor allem bei Frauen zu

Menschliche Menge, die ein großes Lungensymbol bildet
(c) Gettyimages/MicroStockHub

Die Zahl der Lungenkrebs-Neuerkrankungen stieg in den vergangenen Jahren massiv an. Bis 2030 soll es doppelt so viele Fälle geben. Vor allem immer mehr Frauen sind betroffen bzw. sterben daran, so die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) zum Welt-Lungenkrebstag am 1. August.

Bis zum Jahr 2030 wird bei Frauen und Männern ein Plus von 91 Prozent gegenüber dem Jahr 2014 prognostiziert, also nahezu eine Verdopplung der Lungenkrebsfälle in Österreich. Lebten hierzulande 2014 7.200 Männer und 5.200 Frauen mit der Diagnose Lungenkrebs, so werden es den Prognosen der Statistik Austria zufolge im Jahr 2030 rund 11.700 Männer und 11.900 Frauen sein. Die Anzahl der an Lungenkrebs erkrankten Frauen werde somit um 129 Prozent ansteigen, die der Männer „nur“ um 64 Prozent.

2020: Frauen überholen

„Der für Männer prognostizierte Anstieg an Lungenkrebserkrankungen ist damit nur halb so hoch wie jener der Frauen“, so Lungenkrebsspezialist OA Dr. Maximilian Hochmair, Leiter des Arbeitskreises Pneumologische Onkologie der ÖGP und der onkologischen Tagesambulanz/Tagesklinik, Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie im Krankenhaus Nord. Auch die Zahlen der Lungenkrebs-Neuerkrankungen sprechen eine ebenso deutliche Sprache: Wurde im Jahr 1990 bei 2.598 Männern und 873 Frauen Lungenkrebs diagnostiziert, so waren es im Jahr 2009 2.829 Männer und bereits 1.531 Frauen. Für 2020 prognostiziert die Statistik Austria 2.948 Neuerkrankungen bei Männern und 2.277 bei Frauen. 2030 würden dann bei den Männern mit voraussichtlich 2.958 Fällen nur geringfügig mehr Lungenkrebs-Neuerkrankungen als für 2020 eintreten, während bei Frauen mit 3.208 Neuerkrankungen erneut eine deutliche Zunahme zu erwarten sei. Dann werden sie die Männer überholt haben.

Dies liege unter anderem am „Nachlaufeffekt“ des Rauchens: Galt Tabakrauchen lange Zeit als männliches Attribut, wurde mit dem Vordringen der Frauen in bis dahin vorwiegend männliche Domänen in den 1960er- und 1970er-Jahren auch das Rauchen „übernommen“ und mehr Frauen griffen zur Zigarette. Die Generation der in den 1950er- und 1960er-Jahren geborenen Raucherinnen erkranke nun an Lungenkrebs, so Hochmair.

Nur in Ungarn und Griechenland wird mehr geraucht

Da das Rauchen die Hauptursache für das Entstehen von Lungenkrebs ist, fordern die Experten der ÖGP vermehrte Maßnahmen zu Raucherprävention und verbessertem Nichtraucherschutz. Die ÖGP begrüße den Schritt der derzeitigen Bundesregierung, endlich das Rauchverbot in der Gastronomie umgesetzt zu haben, in Sachen Prävention und Nichtraucherschutz gebe es allerdings „noch deutlich Luft nach oben“. Für ÖGP-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, MSc, MBA, gibt es diesbezüglich „noch viel zu tun. Mehr geraucht als in Österreich, wo 24,3 Prozent der Bevölkerung rauchen, wird innerhalb der EU nur in Ungarn und Griechenland.“ Wie mittels geeigneter Maßnahmen die Zahl der Raucher gesenkt werden kann, zeigen Länder wie z.B. Australien und Irland. Auch die Signal- und Vorbildwirkung spiele eine entscheidende Rolle. Die wichtigste Maßnahme gegen Lungenkrebs sei, dass Jugendliche gar nicht erst zu rauchen beginnen, so ÖGP-Generalsekretär Prim. Priv.-Doz. Bernd Lamprecht.

Österreich bei Behandlung weltweit führend

„In der Behandlung von Lungenkrebs ist Österreich Weltmeister“, betont Hochmair. „Wir haben eine extrem gute Behandlungssituation und das hat mehrere Gründe: Erstens sind die Behandlungsstrukturen in Österreich hervorragend. Zweitens haben wir in Österreich eine hohe Forschungs- und Studienaktivität auf dem Gebiet des Bronchuskarzinoms – nicht zuletzt dank der ÖGP. Somit können die Patienten mit den modernsten therapeutischen Möglichkeiten versorgt werden, also zum Beispiel auch mit Medikamenten, die zurzeit noch ausschließlich im Rahmen von Studien zur Verfügung stehen.“

Auch in der Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten sind österreichische Lungenfachärzte sehr aktiv. Hochmair, selbst Autor und Co-Autor diverser Publikationen, zeigt sich erfreut: „Bei der Erforschung des metastasierenden Lungenkarzinoms zum Beispiel sind wir weltweit führend. Behandlung und Beforschung des Lungenkarzinoms sind in Österreich also top. Beim Thema Prävention und Nichtraucherschutz haben wir in Österreich allerdings noch Handlungsbedarf.“

Quelle

APAMED vom 29.07.2019

Pressemitteilung der ÖGP, 29. 07. 2019

APA/RED