Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom: PD-L1 böse, Plasma- und T-Zellen gut
Tumorzellen können das menschliche Immunsystem überlisten, indem sie Proteine produzieren, die Immunzellen deaktivieren. Dazu nutzen Krebszellen zum Beispiel das Molekül Programmed Death Ligand 1 (PDL1). PD-L1 ist ein Transmembranprotein in der Zellmembran, das unter anderem in der Lunge in höheren Konzentrationen gebildet wird. Mittels PD-L1 kann die Krebszelle Rezeptoren auf den Immunzellen blockieren und so die Zelle in einen Dornröschenschlaf versetzen. Der Einfluss von PD-L1 auf die Prognose bei Lungenkrebs ist in einer internationalen Studie unter Beteiligung des deutschen Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersucht worden (Literatur international, CliniCum pneumo).
Methoden. Die Wissenschaftler untersuchten dazu zelluläre und molekulare Profile von nicht-kleinzelligen Lungentumoren (NSCLC), der häufigsten Lungenkrebsart. 75 Prozent der Lungenkrebserkrankungen zählen zu den NSCLC, dazu gehören Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom oder großzelliges Karzinom. Die verwendeten Daten stammten aus zwei großen Kohorten mit 705 Lungenkrebspatienten aus Schweden (Uppsala-1 und Uppsala-2). Diese Patienten hatten relativ kleine Tumoren, sodass sie operiert werden konnten.
Ergebnisse. Die Forscher um Dr. Karolina Edlund konnten anhand der umfangreichen Daten darlegen, dass eine hohe Zahl bestimmter Immunzellen im Tumorgewebe eindeutig mit einer besseren Prognose einhergeht und damit frühere Studien bestätigen. Bei den betreffenden Immunzellen handelt es sich um Plasma- und T-Zellen. Plasmazellen können Antikörper produzieren. T-Zellen prüfen Zelloberflächen auf abweichende Muster, zerstören als fremd erkannte Zellen oder schlagen Alarm und aktivieren weitere Immunzellen. Die Studienergebnisse belegen: Je mehr T- und Plasmazellen im Tumorgewebe vorhanden sind, desto länger ist die Überlebenszeit der Patienten. Diese günstige Wirkung war in schnell wachsenden Tumoren sogar stärker ausgeprägt. Ein sehr überraschendes Ergebnis war, dass sich zunächst kein Zusammenhang von PD-L1 mit der Überlebenszeit der Lungenkrebspatienten zeigte. Eigentlich hatten die Forscher einen solchen Zusammenhang erwartet. Erst bei der Betrachtung von Krebszellen von Patienten, die noch nie geraucht hatten, zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit PD-L1: je mehr PD-L1, desto kürzer ist ihre Überlebenszeit. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Lymphozyteninfiltration beim PD-L1-positiven NSCLC offenbar keine prognostische Aussagekraft besitzt.
Fazit. In Zukunft wird es also wichtig sein, bei der Planung von Therapiestudien die PD-L1-Ausschüttung des Tumors und das Rauchverhalten zu berücksichtigen, betonen die Studienautoren. In der Studie wurden grundlegende Beobachtungen zum Einfluss des Immunsystems gemacht.
Edlund K et al.: Prognostic Impact of Tumor Cell Programmed Death Ligand 1 Expression and Immune Cell Infiltration in NSCLC. Journal of Thoracic Oncology 2019; doi:10.1016/j.jtho.2018.12.022