Chronischer Hypoparathyreoidismus als Chamäleon der Endokrinologie
Bis vor kurzem war der Hypoparathyreoidismus die letzte Endokrinopathie, für die es noch keine Hormonersatztherapie gab. Das hat sich nun mit der Zulassung von rekombinantem Parathormon geändert, das seit 2017 zusätzlich zu Kalzium- und Vitamin-D-Präparaten verabreicht werden kann, wenn die symptomatische Standardtherapie nicht hinreichend wirksam ist. (CliniCum 6/19)
Nach einer Thyreoidektomie sollte nicht nur dann, wenn im OP-Präparat drei Nebenschilddrüsen zu finden sind, besonderes Augenmerk auf den Kalzium- und Parathormonspiegel gelegt werden: Bis zu 30 Prozent aller Patienten leiden nach einer Schilddrüsenoperation zumindest passager unter einem Hypoparathyreoidismus. Der postoperative PTH-Mangel normalisiert sich zwar in den allermeisten Fällen recht bald wieder, in 0,2 bis 4,6 Prozent der Fälle entwickelt sich daraus aber eine chronische Hormonmangelerkrankung. Die große Spannweite der in der Literatur zu findenden Zahlen verweist auf ein etwas heikles Thema: Die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines postoperativen Hypoparathyreoidismus hängt in hohem Maße von der Expertise des Operateurs ab. Dazu kommen auch noch prädisponierende Faktoren: „Bei einer totalen Thyreoidektomie ist das Risiko natürlich größer als bei einer subtotalen Schilddrüsenresektion“, erklärt Assoz. Prof. PD Dr. Karin Amrein, niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin in Graz. „Frauen sind gefährdeter als Männer und auch Reoperationen sind ein Risikofaktor.“