Leben, aber auch Sterben mit Krebs
Zum Weltkrebstag 2019 fordern die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Palliativgesellschaft die raschere Umsetzung des Ausbaus der Hospiz- und Palliativversorgung. Es sei höchste Zeit zu handeln.
„Die spezialisierte Palliativversorgung ist in Österreich in Inhalt und Plänen zur Umsetzung genau definiert. Sie wird von zehn bis zwanzig Prozent aller sterbenden Menschen, überwiegend von solchen, die an einer Krebserkrankung versterben, benötigt“, weiß Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Für ihn gehört das Sterben zur wichtigsten Zeit in einem Leben. „Wir haben als Ärzte, aber auch als Gesellschaft die Verpflichtung dafür zu sorgen, dass diese Zeit bestmöglich erlebt werden kann“, so Sevelda. Dazu gehört eine offene Kommunikation, die schwerkranken Patienten ermöglicht Ängste und Symptome anzusprechen und die damit die Grundlage schafft frühzeitig im Therapieablauf palliative Unterstützungsmöglichkeiten mitzudenken und zu organisieren. Dadurch gelingt es in vielen Fällen die Wünsche des Patienten, meist den, möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können, zu erfüllen.
16 Jahre nach den Empfehlungen des Europarates zum Schutz der Menschenwürde und der Würde der Todkranken und Sterbenden, 14 Jahre nach der parlamentarischen Enquete „Solidarität mit unseren Sterbenden – Aspekte einer humanen Sterbebegleitung in Österreich“ im Allparteienkonsens und elf Jahre nach der Bedarfsfeststellung zur Hospiz- und Palliativversorgung durch das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheit lag Österreich 2014 immer noch auf dem traurigen 17. Platz (von 20 internationalen Staaten) im Bereich ‚Höchste Qualität der Sterbebetreuung‘ („economist insight“).
In der Schlussempfehlung der parlamentarischen Enquete „Würde am Ende des Lebens“ (2014) wurden 51 Empfehlungen definiert und in Folge auch im Regierungsprogramm 2018 festgeschrieben. Dabei wurde ausdrücklich festgehalten, dass Kompetenzfragen (Bund, Länder, Sozialversicherung) und Finanzierungsstrukturen kein Hindernis darstellen dürfen, um den dringend notwendigen Ausbau von Hospiz und Palliative Care 2015 bis 2020 umsetzen zu können. Wir erleben Initiativen, aber insgesamt ist noch nicht genug geschehen!“, klagt Sevelda an. Faktum ist laut Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke von der Österreichischen Palliativgesellschaft, dass nach wie vor erst die Hälfte der dringend notwendigen Versorgungseinrichtungen für Erwachsene und Kinder vorhanden sind und von diesen wiederum nur ein kleiner Teil durch eine Regelfinanzierung abgesichert ist.
„Die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen darf nicht mehr auf sich warten lassen“, sagt Sevelda. „Insbesondere unter dem Aspekt der angekündigten Pflegereform und Kürzungen in den verschiedensten Bereichen muss hier ein besonderes Augenmerk auf die Versorgung schwer kranker, sterbender Menschen und auf ihre pflegenden Angehörigen gelegt werden.“
Pressekonferenz, Wien, 29.1.19
Die Österreichische Krebshilfe, die Österreichische Palliativgesellschaft und Hospiz Österreich haben eine Broschüre herausgegeben, die Angehörigen einen Überblick über derzeitige österreichweite Hilfs- und Unterstützungsangebote gibt. Die Broschüre „Bestmögliche Lebensqualität in jeder Phase der Krebserkrankung“ ist bei allen Krebshilfe-Beratungsstellen in ganz Österreich kostenlos erhältlich sowie zum Download unter www.krebshilfe.net verfügbar.