ESMO 2018: „SOLO-1 kündigt neue Ära bei Ovarialkarzinom an“
Ein Highlight des zweiten ESMO-Presidential-Symposiums sind die SOLO-1-Ergebnisse, die auf eine höhere Heilungsrate bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom hoffen lassen.
Die zweijährige Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib, resultierte in einer substanziellen Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) bei neu diagnostizierten Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und einer BRCA-1/2-Mutation. Das zeigten die Ergebnisse der Phase-III-Studie SOLO-1 nach einem medianen Follow-up von 41 Monaten.
„Das mediane PFS für Patientinnen die Placebo erhielten betrug nur 13,8 Monate, während das mediane PFS für die Olaparib-Gruppe nicht erreicht wurde. Aber es sieht so aus als wäre es etwa drei Jahre länger als in der Placebo-Gruppe“, sagt Erstautorin Prof. Dr. Kathleen Moore, Gynäkoonkologin am Stephenson Cancer Center, Oklahoma, USA. Die Hazard Ratio für das PFS beträgt 0,3 (p<0,0001).
„Es ist zwar zu früh um zu beurteilen, ob wir jenen Teil der Frauen beeinflusst haben, die mit einer Front-Line-Therapie geheilt werden könnten. Aber die Tatsache, dass – wie berechnet wurde – über 50 Prozent der Frauen im Olaparib-Arm nach vier Jahren noch progressionsfrei sind, während es im Placebo-Arm nur elf Prozent sind, spricht für diese Hoffnung“, ergänzt Moore. „Die Ergebnisse der SOLO-1 kündigen eine neue Ära in der Therapie von Frauen an, bei denen ein fortgeschrittenes Ovarialkarzinom diagnostiziert wird und die eine BRCA-Mutation tragen. Diese Studie demonstriert eine außergewöhnliche Verbesserung im PFS gegenüber Placebo, die auch erhalten bleibt, wenn Olaparib nach der zweijährigen Therapie beendet wurde.“
Studiendesign
SOLO-1 ist die erste, doppelt-verblindete, randomisierte Phase-III-Studie, die eine Erhaltungstherapie mit Olaparib in der Erstlinie nach Platin-basierter Chemotherapie bei neu diagnostiziertem, fortgeschrittenem Ovarialkarzinom mit einer BRCA-Mutation evaluierte. Eingeschlossen wurden 391 Patientinnen mit hochgradig serösem oder endometrioidem Ovarialkarzinom, die sich in einer kompletten oder partiellen Remission nach der Chemotherapie befinden. Es erfolgte eine 2:1-Randomisierung zu Olaparib vs. Placebo. Die Studienmedikation wurde über zwei Jahre gegeben.
Als primärer Endpunkt wurde das PFS nach Prüfärzte-Review festgelegt. Sekundäre Endpunkte inkludierten das Gesamtüberleben, die Lebensqualität, sowie das PFS2, definiert als Zeit von der Randomisierung bis zur zweiten Progression.
Weitere Ergebnisse
Das PFS2 war signifikant verbessert bei Patientinnen die Olaparib erhalten hatten (HR 0,5; p=0,0002), wobei der Medianwert nicht erreicht wurde und bei 41,9 Monaten im Placebo-Arm lag.
Die häufigsten Nebenwirkungen im Ausmaß von Grad 3 oder darüber waren Anämie (22%) und Neutropenie (8%). Eine klinisch relevante Änderung der Lebensqualität zwischen den Gruppen wurde nicht beobachtet. Zwölf Prozent der Patientinnen brachen die Therapie mit Olaparib aufgrund von Toxizitäten ab.
Kommentare
„Diese Ergebnisse versprechen die klinische Praxis in dieser Patientengruppe mit einer BRCA-Mutation zu verändern“, sagt ESMO-Kommentatorin Prof. Dr. Isabelle Ray-Coquard vom Krebsforschungszentrum in Lyon, Frankreich.„ „Nun bleibt die Frage: Können wir den Benefit auch auf Ovarialkarzinome ohne BRCA-1/2-Mutation ausweiten? Wenn wir uns die Ergebnisse anderer Studien mit PARP-Inhibitoren in All-Comers-Populationen nach einem Rezidiv ansehen, sollten wir exzellente Ergebnisse für alle Patientinnen mit hochgradig serösen oder endometrioiden Ovarialkarzinomen erzielen können“, ergänzt Ray-Coquard. „Und: Was ist die beste Erhaltungstherapie? Die Standard-Erstlinie für Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium ist in vielen Ländern eine Chemotherapie plus Bevacizumab-Erhaltungstherapie. Die Frage, ob die Erhaltungstherapie mit Olaparib alleine, oder in Kombination mit Bevacizumab präferiert werden sollte, ist derzeit unbeantwortet. Dazu wird die PAOLA-1-Studie Informationen liefern, die voraussichtlich nächstes Jahr erste Daten präsentieren wird.“
Quelle
Moore K et al., Olaparib maintenance therapy following first-line platinum-based chemotherapy in patients with FIGO stage III–IV ovarian cancer (OC) with a BRCA1/2 mutation (BRCAm): Phase III SOLO1 trial; ESMO 2018 LBA7 PR