Nach COVID-19 bis zu sechs Monate Sportverbot
CHARLOTTE – COVID-19 kann zu Kardiomyopathien führen – für leichtsinnige Leistungssportler und ambitionierte Fitnessstudiogänger nicht ungefährlich. Auch nach leichter Infektion bedarf es deshalb einer kardiovaskulären Abklärung, bevor es mit dem Training losgehen kann. (Medical Tribune 27-28/20)
Typisch für akute Herzschäden durch SARS-CoV-2 ist das Zusammentreffen von erhöhten Troponinwerten (> 99. Perzentile), EKG-Veränderungen und/oder pathologischen Befunden in der Echokardiographie. Davon betroffen sind bis zu 22 % der stationär behandelten COVID-19-Patienten – weit mehr als bei anderen Virusinfektionen (ca. 1 %), schreiben Dr. Dermot Phelan, Sportkardiologe in Charlotte, North Carolina, und Kollegen. Die Folgen der durch das Coronavirus ausgelösten Myokarditis reichen von leichten kardialen Funktionsstörungen bis zu tödlichen Arrhythmien. Außerdem kann Sport in der Akutphase möglicherweise eine beschleunigte Virusreplikation mit vermehrter Inflammation und Zellnekrose bedingen. Eine Wiederaufnahme des Trainings ist deshalb erst möglich, wenn sich ventrikuläre Funktion und Entzündungsmarker normalisiert haben und sich keine Herzrhythmusstörungen mehr auslösen lassen.
SARS-CoV-2-positive Athleten ohne Beschwerden müssen eine mindestens zweiwöchige Trainingspause einlegen und sich in Quarantäne begeben. Wer in den 14 Tagen nach dem Virustest keine Symptome entwickelt, darf seine gewohnte sportliche Aktivität langsam wieder aufnehmen (ärztliche Kontrollen!). Strikter sind die Regeln für COVID-19-Patienten mit leichten bis mittelschweren Krankheitszeichen. Solange die Symptome anhalten, ist Sport tabu. Auch nach der Rekonvaleszenz empfehlen die Autoren noch weitere zwei Wochen Trainingspause. Noch ist nicht geklärt, ob das bei Schwerkranken beobachtete kardiale Risiko auch bei leichten Fällen besteht, die Kardiologen raten jedoch dazu, mögliche Herzschäden im Auge zu behalten und den Patienten ggf. stationär einzuweisen. Vor der Wiederaufnahme des Trainings ist eine sorgfältige kardiovaskuläre Abklärung angezeigt – je nach Verlauf und Voruntersuchungen mit Troponin-Bestimmung, MRT, Belastungstest und Langzeit-EKG.
Sport nur unter ärztlicher Kontrolle
Falls weder Symptome noch Zeichen einer kardialen Beteiligung vorliegen, ist gegen eine abgestufte Wiederaufnahme des Trainings unter ärztlicher Kontrolle (Verschlechterung?) nichts einzuwenden. Anders gestaltet sich die Situation bei leicht bis mittelschwer symptomatischen Patienten mit kardialen Auffälligkeiten (erhöhtes Troponin etc.). In diesem Fall plädieren die Kollegen entsprechend den Empfehlungen des American College of Cardiology für eine Trainingspause von drei bis sechs Monaten, damit die myokardiale Entzündung ausheilen kann. Wegen des erhöhten Rezidivrisikos sind in den ersten zwei Jahren regelmäßige Kontrolluntersuchungen angezeigt. Training und Wettkämpfe können wieder aufgenommen werden, sobald sich die linksventrikuläre Funktion erholt hat, die Biomarker nicht mehr erhöht sind und keine relevanten Arrhythmien mehr vorliegen (EKG, Stresstest).
Ein besonders hohes Herzrisiko tragen schwer kranke bzw. stationär behandelte COVID-19-Patienten. Auch wenn Troponin und kardiale Bildgebung keinen pathologischen Befund ergeben, herrscht Sportverbot, bis sämtliche Beschwerden abgeklungen sind. Danach sind noch einmal mindestens zwei Wochen Trainingspause angezeigt, bevor eine kardiologische Tauglichkeitsuntersuchung möglich ist. Fällt diese günstig aus, darf das Übungsprogramm langsam und kontrolliert (Verschlechterung?) wieder aufgenommen werden. Bei COVID-19-Patienten mit anhaltend erhöhten Troponinwerten und/oder fortbestehenden kardialen Einschränkungen raten die Autoren zu einem Vorgehen nach den oben genannten US-Empfehlungen für Sportler mit Myokarditis.