22. Okt. 2019Medikamentenforschung

Urtikaria: Anti-IgE-Therapie wird besser

Dermatitis Problem von Hautausschlag, Allergie Hautausschlag und Gesundheitsproblem auf Arm weißen Hintergrund
(c) GettyImages/Ploychan

Eine kleine Studie deutet darauf hin, dass Ligelizumab vielleicht seltener appliziert werden müsste als Omalizumab und mehr Patienten Symptomfreiheit bringen könnte.1

Ligelizumab ist wie Omalizumab ein hochaffiner, humanisierter monoklonaler IgE-Antikörper. In früheren Studien hatte er bereits eine verbesserte Unterdrückung von Hautreaktionen im Pricktest gegenüber Omalizumab gezeigt.

Nun wurde gezeigt, dass 30–51 Prozent der Patienten dosisabhängig nach einer 12-wöchigen Behandlung mit dem anti-IgE-Antikörper Ligelizumab die Quaddelfreiheit erreichten, und 30–44 Prozent eine vollständige Beschwerdefreiheit – in der Gruppe der mit Omalizumab behandelten Patienten waren es bei beiden Endpunkten nur 26 Prozent.
Die Phase-IIb-Studie, die Anfang Oktober im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, schloss 382 Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria ein, die auf die Standardtherapie mit Antihistaminika nicht ausreichend ansprachen. Sie erhielten randomisiert im 2:2:2:1:1:1-Verfahren alle vier Wochen 240 bzw. 72 mg Ligelizumab, 300 mg Omalizumab, 24 mg Ligelizumab, Placebo oder eine einzige Dosis mit 120 mg Ligelizumab gefolgt von vier Wochen Placebo. Primärer Endpunkt war die Quaddelfreiheit nach 12 Wochen, dabei sollte die Dosis-Wirkungsbeziehung des Wirkstoffs untersucht werden.

Besseres und längeres Ansprechen

Nach zwölf Wochen erreichten 30 (24 mg), 51 (72 mg) und 42 Prozent (240 mg) der mit Ligelizumab behandelten Patienten die Quaddelfreiheit, im Omalizumab-Arm waren es nur 26 Prozent. Eine vollständige Beschwerdefreiheit erreichten nach zwölf Wochen 30 (24 mg), 44 (72 mg) und 40 Prozent (240 mg)  der Patienten, verglichen mit 26 Prozent mit Omalizumab. Mit Placebo erreichte kein Patient Quaddel- oder Beschwerdefreiheit.

In Woche 20 hatten 39–40 Prozent der Patienten, die mit 72 oder 240 mg Ligelizumab behandelt wurden ein Therapieansprechen, verglichen mit 31 Prozent mit Omalizumab und fünf Prozent mit Placebo. Nach Abschluss der Behandlung dauerte es im Median drei (24 mg), vier (72 mg) und 10,5 Wochen (240 mg) bis zum Verlust des Ansprechens bei den Respondern in Woche 20, verglichen mit vier Wochen mit Omalizumab und einer Woche mit Placebo.

Vier Wochen nach einer Einzeldosis mit 120 mg Ligelizumab zeigten Patienten übrigens ein ähnliches Ansprechen wie die Patientengruppen, die alle vier Wochen eine Dosis von 72 oder 240 mg erhielten, ihr Ansprechen blieb im Median über acht Wochen aufrecht.

Nicht mehr schwere Nebenwirkungen als mit Placebo

Nebenwirkungen wurden bei 84, 75 und 74 Prozent der Patienten mit den drei Ligelizumab-Dosen 24, 72 und 240 mg sowie bei 88 Prozent mit der Einzeldosis, 73 Prozent mit Omalizumab und 79 Prozent mit Placebo beobachtet. Schwere Nebenwirkungen traten mit Ligelizumab bei sieben (24 mg) und zwei (72 bzw. 240 mg) Prozent der Patienten auf, mit Omalizumab bei vier Prozent, mit Placebo bei neun. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren virale und andere Infektionen des oberen Atemtraktes sowie Kopfschmerzen. In der Placebogruppe wurden dabei verglichen mit den Patienten, die Ligelizumab oder Omalizumab erhielten, die meisten viralen Atemwegsinfekte gemeldet.

„Studie stichhaltig, seltenere Anwendung von Ligelizumab interessant“

In einem begleitenden Kommentar zur Publikation schreibt Dr. David M. Center von der Abteilung für Pneumologie am Boston Medical Center, dass die Studie aufgrund des Direktvergleichs von Ligelizumab mit Omalizumab durchaus stichhaltig sei.2

Besonders spannend ist für ihn die Ansprechdauer mit einer einzigen 120-mg-Dosis Ligelizumab: „Der Prozentsatz an Patienten mit komplettem Ansprechen in der Einzeldosisgruppe war ähnlich wie in der Gruppe mit 72 und 240 mg. Was aber noch wichtiger ist, der Effekt der Einzeldosis dauerte acht Wochen an, was zeigt, dass Ligelizumab künftig vielleicht seltener angewendet werden könnte als Omalizumab.“
Negativ sieht er, dass in der Studie mehr als 50 Prozent der Antihistaminika-resistenten Patienten auch nicht auf Ligelizumab ansprachen, ein Problem, das bereits von Omalizumab bekannt ist.

Referenzen

1 Maurer M et al. Ligelizumab for Chronic Spontaneous Urticaria. N Engl J Med. 2019 Oct 3; 381(14): 1321–1332. doi: 10.1056/NEJMoa1900408.

2 Center DM et al. A Better IgE Trap to Control Urticaria. N Engl J Med. 2019 Oct 3; 381(14): 1376–1377. doi: 10.1056/NEJMe1907122.