Österreichische Studie zur Prognose von Thrombosen bei Krebs

Ein Forschungsteam der MedUni Wien veröffentlichte Anfang Juli ein neues Prognose-Modell, das venöse Thromboembolien bei Krebspatienten besser vorhersagen und damit ihre Vorbeugung erleichtern soll.
Krebserkrankungen erhöhen oft das Risiko für tiefe Venenthrombosen oder Lungenembolien. Eine vorbeugende Antikoagulation (etwa mit niedermolekularem Heparin) kann das Thromboembolie-Risiko um bis zu 50 Prozent senken – aufgrund der ebenfalls oft gegebenen Blutungsneigung bei Krebs sollte sie jedoch nur an eindeutige Hochrisikopatienten verabreicht werden. Das im Top-Journal „The Lancet Hematology“ publizierte Vorhersagemodell soll die realistische Einschätzung der individuellen Thromboseneigung von Krebspatienten erleichtern. Diese kann zwischen unterschiedlichen Patientengruppen zwischen einem und 20 Prozent schwanken.
Einfache Anwendung
Das internationale Forschungsteam – angeführt von Erstautorin Univ.-Prof. Dr. Ingrid Pabinger-Fasching von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik für Innere Medizin – definierte den neuen Risiko-Score auf Basis von prospektiven Daten von über 1400 Patienten. Im Anschluss wurde er mit einer zweiten unabhängigen prospektiven Kohorte mit über 800 Patienten validiert. Die Analyse der Patientendaten ergab, dass eine Kombination aus nur zwei Faktoren bereits eine relativ verlässliche Prognose ermöglicht: Die Lokalisation des Primärtumors und der Biomarker D-Dimer, der bereits jetzt in vielen Spitälern und Labors im Blut bestimmt werden kann. Der Score kann dann mittels eines in der Publikation vorhandenen, ausdruckbaren Netzdiagramms oder eines über die Website der MedUni Wien abrufbaren Online-tools bestimmt werden.
Prognosemodell erhöht Treffsicherheit bei der Vorsorge
Das neue Prognosemodell ermöglicht eine Schätzung des individuellen Thromboserisikos eines Patienten für die nächsten sechs Monate. Aktuelle Richtlinien empfehlen die Thrombosevorsorge ab einem Sechsmonatsrisiko von über 15 Prozent auf jeden Fall, zwischen 10 bis 15 Prozent kann sie erwogen werden.
Quellen:
Pabinger I et al., A clinical prediction model for cancer-associated venous thromboembolism: a development and validation study in two independent prospective cohorts. Lancet Haematology 2018):e289-e298. doi: 10.1016/S2352-3026(18)30063-2.