Auswirkungen einer Immunsuppression auf virale Hepatitiden
Auf welche Virushepatitiden sollte bei immunsupprimierten Patienten besonderes Augenmerk gerichtet werden? Unter den primär hepatotropen Viren sind vor allem HBV und HEV von klinischer Relevanz. Zu den gefährlichsten sekundär hepatotropen Viren, die eine schwere Hepatitis auslösen können, zählen die humanen Herpesviren. (CliniCum 7-8/18)
„Once Hepatitis B, always Hepatitis B!“, lautet ein bekanntes Schlagwort, das sich auf den besonderen Replikationszyklus des Hepatitis-B-Virus bezieht: Im Rahmen der Virusvermehrung werden ringförmige, doppelsträngige DNA-Strukturen gebildet, die die Erbinformationen des Virus enthalten und auch nach klinischer Ausheilung der Infektion im Zellkern persistieren. Bei einer Immunsuppression kann diese cccDNA (auch als Minichromosomen bezeichnet) zu einer Reaktivierung der Infektion führen. „Aus meiner Sicht ist das die klinisch wichtigste Form der Reaktivierung einer Hepatitis bei immunsupprimierten Patienten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Abteilung für Innere Medizin I, Klinikum Wels-Grieskirchen. Von einer Reaktivierung spricht man, wenn bei HBsAg-positiven Patienten mit inaktiver Hepatitis B HBV-DNA und Transaminasen ansteigen. Bei HBsAg-negativen, anti-HBc-positiven Patienten kommt es zusätzlich zur HBV-DNA- und Transaminasen-Erhöhung zu einem Wiederauftreten des HBs-Antigens. Das klinische Spektrum der Reaktivierung ist relativ breit und reicht von einer inapparenten Hepatitis bis zu einem lebensbedrohlichen akuten Leberversagen.