19. Juni 2024Hohe Dunkelziffer

Bergrettung: Anstieg der Einsätze auf fast 10.000

Im Vorjahr musste die Bergrettung zu mehr als 9.600 Einsätzen ausrücken und 9.997 Personen bergen – ein Anstieg um 11%. 273 Menschen überlebten nicht. Alarmierend die hohe Dunkelziffer: Laut Hochrechnungen des KFV verletzen sich rund 47.000 Personen in den Bergen so schwer, dass sie in eine Ambulanz oder ein Spital müssen.

Gruppenfoto Netzwerksymposium BergRETTUNG
Kuratorium für Verkehrssicherheit
Gruppenfoto der Experten beim Netzwerksymposium BergRETTUNG

Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) mit rund 12.800 ehrenamtlichen Mitgliedern hatte 2023 wieder viel zu tun: Die Anzahl der Einsätze ist gegenüber 2022 um mehr als 3% auf 9.658 gestiegen. Dabei lag die Anzahl der in den Bergen geborgenen Personen mit 9.997 sogar um 11% über dem Vorjahresniveau. „273 Menschen konnten leider nicht mehr lebend geborgen werden“, berichtet ÖBRD-Präsident Stefan Hochstaffl Mitte Juni beim Netzwerksymposium „BergRETTUNG“ am Semmering.

„Peer-Stress“: Unterstützung nach belastenden Einsätzen

Es gibt aber auch eine positive Nachricht, die Hochstaffl sehr freut: Die Zahl der freiwilligen Mitglieder der Bergrettung sei im Vorjahr „neuerlich leicht“ gestiegen. Zu den Themen des Symposiums, das von den Präventionsinstituten KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) und dem ÖKAS (Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit) mitveranstaltet wurde, zählte neben der „Kommunikation“ auch der „Peer-Stress“.

Es sei besonders wichtig, die Einsatzkräfte nach belastenden Ereignissen professionell zu unterstützen, betont ÖBRD-Bundesgeschäftsführer Ing. Martin Gurdet, MSc. In den nächsten Jahren gelte es, „noch bestehende Berührungsängste weiter abzubauen und beständig diese wichtigen Inhalte zu implementieren“, unterstreicht Gurdet in diesem Zusammenhang.

Am Symposium haben zahlreiche in der alpinen Sicherheit tätige Organisationen auch über Strategien beraten, die Einsätze zu optimieren und einzudämmen. Darunter waren neben dem ÖKAS u.a. die Höhlenrettung, Flugrettung, Feuerwehr, der Alpenverein, die Alpinpolizei, das Österreichische Bundesheer und weitere Organisationen, die sich für die Verbesserung der Sicherheit in den Bergen engagieren.

Innenminister bedankt sich bei den Ehrenamtlichen

Innenminister Mag. Gerhard Karner hat Grußworte übermittelt und darin die Bedeutung der starken Vernetzung unterstrichen: „Der Einsatz der Bergrettung ist für Österreich unverzichtbar.“ Die ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter seien 365 Tage im Jahr rund um die Uhr im Einsatz, um bei Unfällen im unwegsamen Gelände Hilfe zu leisten.

„Für ihre Arbeit, ihr Engagement und die Leistungen, die täglich erbracht werden, gebührt ein großes Dankeschön“, drückt Karner seine Wertschätzung aus. Neben der Vernetzung sei der stetige Ausbau von „Präventionsmaßnahmen“ enorm wichtig, „damit Notfälle erst gar nicht passieren und die Hilfsorganisationen entlastet werden“, hob Dr. Franz Ruf, MA, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, in seiner Eröffnungsrede hervor.

Hohe Dunkelziffer an Bergunfällen

Aufs Tapet kam auch die hohe Dunkelziffer an Unfällen in den Bergen. Denn nicht jede Verletzung werde polizeilich gemeldet oder führe zu einem Einsatz der Bergrettung, erklärte Dr. Johanna Trauner-Karner, Bereichsleiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Dieses führe regelmäßig Befragungen von Unfallopfern und Hochrechnungen durch, um hier eine Aussage treffen zu können.

„Daher wissen wir, dass allein beim Skifahren, Snowboarden, Wandern, Bergsteigen, Klettern und Mountainbiken pro Jahr insgesamt rund 47.000 Personen aus Österreich so schwer verletzt werden, dass sie in einer Ambulanz oder in einem Spital behandelt werden müssen“, informierte Trauner-Karner über die Ergebnisse der Hochrechnungen auf Basis der Umfragen.

Nicht zuletzt betont auch Dr. Peter Paal, Präsident des ÖKAS, die Prävention, die immer besser als Rettung sei: „Jeder Unfall ist einer zu viel.“ Die hohen Einsatzzahlen der Bergungs- und Rettungsorganisationen würden die Größenordnung und die Relevanz der Risiken am Berg unterstreichen.