Heftige Debatte um gekaufte Studienplätze

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AUSBILDUNG – Bund will Studienplätze an Privatuni zukaufen – uniko-Präsident befürchtet „gefährlichen Präzedenzfall“. (Medical Tribune 50/17)

Dass die Republik Österreich Studienplätze an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg kaufen will, um mehr Ärztenachwuchs auszubilden, hat eine heftige Debatte ausgelöst. Mit Unverständnis reagierte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Univ.- Prof. Dr. Oliver Vitouch, auf entsprechende Pläne des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), via Ausschreibung Lehrleistungen an einer privaten Medizin-Universität zuzukaufen.

Neun Millionen Euro

Konkret hat der Bund für die Jahre 2018 bis 2020 für jeweils drei Millionen Euro, in Summe also neun Millionen Euro, 25 Anfänger-Studienplätze an der Salzburger Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) zugekauft. Diese verpflichtet sich umgekehrt, dass ein bestimmter Prozentsatz der Studenten, die die üblichen Studiengebühren der PMU in Höhe von knapp 15.000 Euro pro Jahr bezahlen müssen, nach Ende der Ausbildung in Österreich bleibt – sonst fließt weniger Geld. Die Studienplätze in Salzburg sollen bis zum für 2028 geplanten Vollausbau der Medizin- Fakultät in Linz den Bedarf decken. Begründet wird die befristete Maßnahme mit dem Ärztebedarf in der Region, der wiederum durch den Abfluss von Medizinern nach Bayern entstehe. Genau das mahnt Dr. Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte, ein: Rund 40 Prozent der Medizin-Absolventen gingen dem Land durch Abwanderung verloren. „Es gibt dringenden Handlungsbedarf, Jungärzte im Land zu halten. Die Politik muss sich überlegen, wie wir sie hier behalten“, sagt Mayer und fordert einmal mehr attraktivere Ausbildungsbedingungen ein. Für Vitouch ist der Kauf von Studienplätzen ein „gefährlicher Präzedenzfall, der zur Nachahmung einlädt und damit zum Sündenfall der für die öffentlichen Universitäten zuständigen Bundespolitik werden könnte“. Die Universitätenkonferenz verlangt nun eine Änderung des Privatuniversitätengesetzes, sodass in Privatunis künftig keine öffentlichen Mittel fließen dürften.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune