Wer verweigert eigentlich eine echte Gesundheitsreform?

Die Regierung steht noch nicht, da drohen Kammern und Gewerkschaften, das gute Gesundheitssystem muss erhalten bleiben – sonst … Doch wer sind diese Droher? Ich behaupte, es sind „Systemerhalter“, die einen Lebensstandard erreicht haben, den sie unter „normalen“ Umständen nicht erreicht hätten, sei es, was ihr Einkommen oder aber ihre Macht betrifft. Es sind die gesetzlichen Monopole, die sie dorthin gebracht haben, nicht Qualifikation oder der Bedarf nach ihrer Arbeitskraft.

Postenschacher

Etwa Kassen-Obmänner und deren Stellvertreter, deren Jobs nur durch das komplizierte System entstehen. Selbst viele der leitenden Angestellten sitzen vermutlich an Positionen, die weniger mit Kompetenz als mehr mit politischem bzw. gewerkschaftlichem Hintergrund zu tun haben. Auch in Kammern, allen voran in Ärztekammern, definieren sich viele nur durch die Verworrenheit der Kompetenzstrukturen. Und schließlich wird jedes noch so kleine Spital durch Länder- und Gemeindevertreter als notwendig definiert, obwohl sie eigentlich nur Spielwiesen für Postenbesetzungen sind. Eine Reform würde viele arbeits-, vor allem aber machtlos machen. Am Ende sind es jedoch vielleicht 2000 Personen, die bei einer echten Reform Position und Einfluss verlören. Alle anderen fast 500.000 Menschen, die für Patienten und nicht das System arbeiten, würden bei einer echten Reform weiter benötigt – denn alleine durch die Demografie und die damit immer komplexeren Krankheitsbilder ist nicht damit zu rechnen, dass die Arbeit weniger wird.

Politische Angstmache

Deswegen ist es auch eine rein politisch motivierte Angstmache, so zu tun, als ob bei einer Reform Kündigungslawinen drohten. Mitnichten – die Mitarbeiter entgleiten nur ihrem Einfluss. Und genau aus demselben Eck kommt das Argument, dass es zu einer Verschlechterung käme, würde das System nicht von den „Systemerhaltern“ geführt. Aber warum kommen die damit durch? Nun, sie stehen in der Nahrungskette des jeweils stark hierarchisch organisierten Subsystems ganz oben. Und dort werden sie alles tun, um eine Reform zu verhindern.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune