10. Okt. 2017

Illegale Arzneien: Atemmasken nötig

Foto: tibor13 gettyimages

SICHERHEIT – Bei „Pangea X“ griffen Zollfahnder in Österreich zwar weniger, aber gefährlichere Arzneimittel auf. (Medical Tribune 40/17)

Insgesamt 120 Sendungen mit knapp 4700 Tabletten, Fläschchen, Kapseln illegaler Arzneimittel wurden hierzulande bei der internationalen Schwerpunktaktion Pangea X gegen Arzneimittelkriminalität von 19.8. bis 19.9. sichergestellt. Im Vorjahr waren es 76 Brief- bzw. Paketsendungen mit nahezu 10.000 illegalen Medikamenten. Doch heuer mussten sich die Ermittler sogar mit Atemmasken ausrüsten: Unter den illegalen Arzneien waren gefährliche Opiatderivate und Opioide, auf die Interpol dieses Jahr besonderes Augenmerk legte. Die synthetischen Opioide wirken teilweise 120-mal stärker als Morphium und 50-mal stärker als Heroin. Diese Substanzen seien teilweise derart potent, dass es beim Einatmen der pulvrigen Form zu schweren Atemstörungen bis hin zum Atemstillstand kommen könne, erklärte Dr. Christoph Baumgärtel vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), die Ermittler müssten sich daher im Verdachtsfall „mit Atemmasken“ schützen.

Neue Vertriebswege

Wie bereits in den Jahren zuvor arbeiteten Zoll, Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter der Polizei sowie die Arzneimittelbehörde AGES Medizinmarktaufsicht/BASG Seite an Seite. Da die Kriminellen neben der „klassischen“ Post vermehrt auf neue Paketdienste wie z.B. GLS, UPS, DPD, DHL und Hermes ausweichen, kontrollierten mehr als 50 Zoll- und Polizeibeamte sowie speziell ausgebildete Inspektoren der BASG an neun Standorten in Österreich. Mittels Röntgenbus untersuchten sie mehrere tausend Pakete noch vor Ort. Neben den Sendungen stellten die Ermittler auch 22 Lieferungen von Drogen (Kokain, Cannabis, Ecstasy usw.), Drogenvorläuferstoffe, zehntausende Zigaretten, Liquids und Zubehör für E-Zigaretten, verbotene Waffen u.a. sicher. Die Operation Pangea I startete 2008 mit acht Ländern, mittlerweile sind es 123 Länder. Die Bilanz 2017 laut Interpol: 400 Festnahmen, potenziell gefährliche Arzneien im Wert von 43,4 Millionen Euro sichergestellt, 3584 Websites offline geschaltet.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune