Die Ärztekammer schwimmt im Geld

MarioGuti GettyimagesKerngesunde Bilanz: Um die Wiener Ärztekammer muss man sich nicht sorgen: 2016 wurden 3,27 Millionen Euro Nettogewinn erwirtschaftet. Im berühmt-berüchtigten Kampffonds werden 23,57 Millionen Euro gebunkert. (Medical Tribune 36/2017)

Ob überlastete Ambulanzen, Nachwuchsmangel im niedergelassenen Bereich oder das neue Primärversorgungsgesetz – die Ärztekammer hat einige Baustellen zu bearbeiten. Um eines muss sie sich jedoch nicht sorgen: um die eigenen Finanzen. Medical Tribune warf einen Blick in die Bilanz und Erfolgsrechnung der mächtigen Wiener Ärztekammer und hat die wichtigsten Kennzahlen herausgefiltert und deren Entwicklung über mehrere Jahre analysiert. Wie sich zeigt, ist die Bilanz kerngesund. Rund drei Millionen Euro schlagen an Verbindlichkeiten zu Buche. Dem stehen 24 Millionen Euro an Guthaben bei Kreditinstituten gegenüber.

Fünf Millionen fürs Personal

Bei insgesamt knapp 17,6 Millionen Euro an Erträgen, hauptsächlich durch „Einnahmen von Kammerangehörigen“, aber auch Umsatzerlöse aus Mieteinnahmen, wurde abzüglich der Aufwendungen ein Betriebsergebnis von knapp drei Millionen Euro erwirtschaftet. Bei den Aufwendungen entfallen etwa fünf Millionen Euro auf den Personalaufwand, 8,5 Millionen auf „sonstige betriebliche Aufwendungen“, darunter zwei Millionen für Öffentlichkeitsarbeit. Unterm Strich blieben 2016, dank eines positiven Finanzergebnisses (mit rund 200.000 Euro an Erträgen aus Wertpapieren des Anlagevermögens), 3,27 Millionen Euro als Jahresüberschuss übrig. Diese wanderten praktisch zur Gänze (genau 3,26 Millionen Euro) in den berühmt-berüchtigten „Kampf- und Aktionsfonds“, den die Standesvertretung für etwaige Kampfmaßnahmen bereithält.

Fonds

Der Fonds ist somit nach wie vor prall gefüllt: per Jahresende 2016 mit 23,6 Millionen Euro. Im Jahr 2011 war der Kampffonds „nur“ 18,6 Millionen Euro schwer. In der jüngeren Vergangenheit waren freilich auch die Konflikte zahlreich, mit denen die Standesvertretung zu kämpfen hatte. Es fand eine Auseinandersetzung um eine gerechte Entlohnung der ärztlichen Mitarbeiter statt, um Eingriffe in die Autonomie der Ärzte, es gab Prob­leme rund um ELGA, Mystery Shopping der Sozialversicherung, gesundheitspolitische Reformen und die umstrittene Primärversorgung. 2015, lagen sogar noch 24 Millionen Euro im Topf des Kampffonds. Offenbar wurden im Vorjahr somit rund 3,6 Millionen an Mitteln für diverse Aktivitäten und Protestmaßnahmen verwendet.

„Wir achten sehr bewusst darauf, dass der Kampf- und Aktionsfonds über genügend finanzielle Mittel verfügt. Es ist gewissermaßen unsere ‚Kriegskasse‘, mittels derer wir rasch und effizient im Bedarfsfall öffentlichkeitswirksame Maßnahmen setzen können“, erklärt Kammer-Präsident Dr. Thomas Szekeres auf Anfrage der MT: „Das hat sich in der Vergangenheit sehr bewährt, zuletzt beispielsweise bei den Spitalsärzteprotesten im letzten Jahr, wo wir hinsichtlich Arbeitszeiten und Gehälter für die Kollegenschaft sehr zufriedenstellende Vereinbarungen mit den Spitalsträgern treffen konnten.“

Kammerumlagen

Kritiker der Kammer und deren Führung hatten schon im Wahlkampf bemängelt, dass die Relationen nicht stimmen bzw. die Kammerumlagen in Anbetracht der guten Finanzlage zu hoch seien. Auf der anderen Seite heißt es, dass man doch froh sein könne, wenn gut gewirtschaftet wird. Tatsächlich würde eine negative Bilanz wohl erst recht als Misswirtschaft kritisiert werden. 2016 sind die Einnahmen von Kammerangehörigen in Wien gegenüber 2015 indes gestiegen – von 11,14 auf 13,43 Millionen Euro. „Das ist erfreuliches Resultat höherer Durchschnittseinkommen der Wiener Kollegenschaft, was unter anderem auch ein Verdienst der Ärztekammer ist“, so Szekeres. Dank der „sorgsamen Verwendung“ von Kammergeldern konnte die Umlage in der Vergangenheit sogar zwei Mal gesenkt werden – von ursprünglich 2,1 % per 1. Jänner 2012 auf 1,9 % und danach nochmals per 1. Jänner 2014 auf 1,7 %. Für den Fall der Fälle ist die Kammer jedenfalls gerüstet. Wobei Szekeres der MT erst kürzlich im Gespräch versicherte, dass aktuell keine größeren Kampfmaßnahmen geplant seien.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune