Dr. Pichlbauer: Anstellung gegen Vertretung

Dass es in PVEs nicht möglich sein wird, dass Ärzte Ärzte anstellen, ist der Todesstoß für PVEs, die durch Kassenärzte und nicht durch kassen- bzw. landeseigene Ambulatorien (die dürfen anstellen, wie sie wollen) geführt werden.

Wer hat das verbockt?

Aus Verhandlungskreisen ist zu hören: Die Ärztekammer, in Person des Abgeordnete Dr. Rasinger, legte sich quer; Anstellung könne nur kommen, wenn Vertretungsregeln völlig liberalisiert werden – also jeder Vertretungsarzt, egal, wie lange er vertritt, selbstständig bliebe. Würde eine derartige Liberalisierung stattfinden, entstünden neue Berufsgruppen: Kassenärzte, die keine Patienten behandeln, und Vertretungsärzte, die ohne Arbeitnehmerschutz eigentlich Arbeitnehmer sind. Keine Gewerkschaft kann da zustimmen. Doch warum wollte die Ärztekammer, die sich als „Gewerkschaft“ versteht und um den Kollektivvertrag „Gesamtvertrag“ kämpft, es zulassen, dass ein Prekariat entsteht? Das hängt wohl daran, dass es – gerüchteweise – etablierte Kassenärzte gibt, die die Vertretungsregeln bis an die Grenzen aus-, möglicherweise überreizen. Auch dürften nicht wenige Funktionäre die Regeln exzessiv nützen – um Zeit für Kammerpolitik zu haben. Weil aber Sozialversicherungen und Finanz immer genauer schauen, wie Vertretungsregeln genützt werden, brennt der Hut. Das ist der Ärztekammer bewusst – und sie fordert eben die Liberalisierung.

Die Interessen der ÄK

Noch einen Vorteil hätte es, wenn diese käme – sie würde dazu führen, dass die Idee, PVEs besser zu stellen, um eine Reform in Gang zu bringen, die Patienten verstärkt in den Primärversorgungsbereich, und damit von Fachärzten (in den Ambulanzen und Kassenordinationen) weg, umleitet, konterkariert wird. Betrachtet man die Situation der Kassen-Fachärzte und vergleicht sie mit der der Hausärzte, dürften Erstere in der Kammer besser verankert sein. Unterstellt man also Eigennutz, wird der Deal „Anstellung gegen Vertretungsregeln“ verständlich. Aus Sicht derer, die PHC haben wollten, und aus Sicht vieler Jungärzte ist es unverständlich – aber deren Vertreter sind in der Ärztekammer rar.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune