EbM als Sparkonzep?
Der Hauptverband will physikalische Therapien ohne EbM-Evidenz nicht mehr bezahlen. Die Ärztekammer reagiert mit heftiger Kritik.
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger versucht mittels „zu rigider Auslegung“ die Evidenzbasierte Medizin (EbM) als Rationierungsinstrument zu missbrauchen. Diesen Vorwurf erhebt die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK). „Hier wird das grundsätzlich sehr sinnvolle Konzept der EbM manipulativ eingesetzt, mit dem Ziel, eine Begründung dafür zu produzieren, dass die Krankenkassen künftig weniger ärztliche Leistungen bezahlt müssen als zuvor, obwohl sie als saniert dargestellt werden und angeblich Überschüsse produzieren“, ärgerte sich Johannes Steinhart, Obmann der ÖÄK-Bundeskurie niedergelassene Ärzte, bei einer Diskussionsveranstaltung der Ärztekammer für Wien. Besonders betroffen von diesem Vorgehen ist physikalische Medizin.
Evidenzbasierte Medizin heißt, medizinische Behandlungen möglichst auf Basis von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit durchzuführen. EbM, so ist es überall nachzulesen, beruht auf drei gleichwertigen Säulen: der externen Evidenz (Studien), der klinischen Erfahrung und den Bedürfnissen der Patienten. In der EbM gibt es verschiedene Evidenzklassen, wobei methodisch hochwertige randomisierte, kontrollierte Studien (Level Ib) sowie Metaanlysen auf Basis methodisch hochwertiger randomisierter, kontrollierter Studien (Level Ia) die höchsten Evidenzklassen darstellen.