2. Sep. 2020

Aus der Coronakrise für zukünftige Pandemien lernen

Die Teilnehmer am Gespräch in Alpbach
Apothekerverband/Philipp Huber

Das Coronavirus konnte im vergangenen Frühling hierzulande durch weitreichende Maßnahmen der Bundesregierung erfolgreich eingedämmt werden. Doch die Gefahr einer weiteren Ausbreitung ist nicht gebannt und in Zukunft sind auch neue Pandemien zu erwarten. Vor diesem Hintergrund zog der Österreichische Apothekerverband bei den Gesundheitsgesprächen des Europäischen Forum Alpbach 2020 eine Zwischenbilanz über die Erfahrungen in der Corona-Krise und wagte einen Ausblick.

Dabei verwies Verbandspräsident Mag. Jürgen Rehak auf die zentrale Rolle der Apotheker in der Corona-Krise, die während der Lockdown-Phase einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems leisteten. So zeigte eine repräsentative Online-Umfrage zu Ende des Lockdowns, dass Apotheken die meistgenutzten Anlaufstellen in Gesundheitsfragen zur Zeit der Ausgangsbeschränkungen waren, während viele Arztpraxen nicht oder nur eingeschränkt zugänglich waren. 78 Prozent der Befragten haben sehr gute Erfahrungen mit Apotheken gemacht.

In der Diskussion wurden vier zentrale Lehren aus der Coronakrise gezogen, die für die Zukunft des österreichischen Gesundheitswesens von großer Bedeutung sind:

Die Vor-Ort-Versorgung mit Medikamenten muss gefördert werden. „Das flächendeckende System der öffentlichen Apotheke hat sich in der Krise bewiesen und darf keinesfalls ausgedünnt werden“, betonte Rehak. Dies steht im Gegensatz zum Online-Handel und Apotheken-Ketten in anderen Ländern, die ihre Filialen zum Teil über Wochen schlossen.

Die Medikamentenversorgung muss sichergestellt und Lieferengpässen entgegengewirkt werden. Dazu muss man die Produktion in Europa halten bzw. wieder hochfahren und die Lagerbestände in Österreich aufbauen. „Wir müssen die guten Netzwerke und die hohe Kooperationsbereitschaft der vergangenen Monate nutzen, um nun gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, wie eine stärkere Bevorratung mit Medikamenten organisiert werden kann. Entscheidend ist hier auch die entsprechende Logistik dahinter, nachdem es sich bei Arzneimitteln um sensible Produkte mit einer beschränkten Haltbarkeit handelt“, erläuterte DI Dr. Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht, die aktuellen Bemühungen.

Die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung, die sogenannte Health Literacy, um die es in Österreich nicht besonders gut bestellt ist, muss verbessert werden. „Wir müssen bei allen Maßnahmen – auch in Hinblick auf die Hygiene – die Bevölkerung noch besser mitnehmen und erklären, warum welche Maßnahmen notwendig sind und ergriffen werden. Das ist eine große Kommunikationsaufgabe, die nur alle gemeinsam meistern können. Davon hängt der Erfolg zukünftiger Pandemie-Eindämmung maßgeblich ab“, erklärte der Niederösterreichische Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger.

Eine hohe Durchimpfungsrate muss erreicht werden, sobald ein Impfstoff gegen COVID-19 verfügbar ist, der frühestens im zweiten Quartal 2021 erwartet wird. Um einen möglichst niederschwelligen Zugang zur Impfung ­­zu ermöglichen, sollen zukünftig auch Apotheker impfen dürfen. Dafür sprachen sich der NÖ Landesrat Dr. Martin Eichtinger und Verbandspräsident Rehak aus, die dazu bereits Vorarbeiten leisten.