21. Dez. 2023Nebenwirkung: Heiterkeit

Das Schmunzeln hinter der Tara

Der Apothekerberuf ist ein sehr ernster, verantwortungsvoller. Aber wo Fachleute mit Laien und Laiinnen zusammenkommen, ist unfreiwillige Komik nie ausgeschlossen. Und weil es ja auch „fröhliche“ Weihnachten heißt, hat Pharmaceutical Tribune eine erlesene Auswahl amüsanter Anekdoten zusammengetragen. Mal konnte man an der Tara gemeinsam darüber lachen, mal bestand die Herausforderung gerade darin, ernst zu bleiben.

Christmas decorations: Christmas balls, tinsel branches in cosmetic shop. Blurred shelves with skin and hair care products in a cosmetic store as background
Northern life/AdobeStock

In der Barbara-Apotheke in Bärnbach bei Voitsberg ist speziell ein Bereitschaftsdienst in Erinnerung geblieben: Am 31.12. wurde ausgerechnet wegen Lebensmittelfarben geklingelt. Kein Wunder, dass die Dringlichkeit für Apotheker Dr. Martin Korsatko nicht nachvollziehbar war. Der Kunde beeilte sich zu erklären, dass der Gattin die Lebensmittelfarben für die Marzipanschweinchen zum Jahreswechsel ausgegangen seien. „Wir einigten uns darauf: Das ist so etwas wie ein Notfall!“, erzählt Korsatko lachend.

Unerfüllbares

Andere Wünsche nehmen Apotheken niemals wörtlich. Und das durchaus zum Wohle der Kranken. So erinnert sich Priv.-Doz. DDr. Philipp Saiko, Präsident der Wiener Apothekerkammer, an eine Dame, die gerade vom Lungenfacharzt kam und „etwas gegen Luftatmung“ verlangte. „Da muss man sich schon ein bisschen bemühen, um draufzukommen, was gemeint ist – und ein Schmunzeln unterdrücken.“ Letzteres gilt auch für die Bitte nach „etwas zum Infizieren“, so geschehen in Deutschlandsberg.

„Was ist denn eigentlich ein Pflanz-Engel?“: Diese Frage machte selbst eine erfahrene Apothekerin wie MMag. Dr. Maria Silberer-Ait-Khouya von der Parndorfer Fashionapotheke stutzig. Die Weihnachtsdeko war jedenfalls nicht gemeint. Erst als die Kundin auf das betreffende Produkt zeigte, war klar: Es geht um das Pflanzengel. Ähnlich trug es sich mit dem Augengel zu. Was die richtige Betonung doch ausmacht! In anderen Fällen ist die Aussprache die Herausforderung. So wurde die nach einem französischen Thermalstädtchen benannte Apothekenkosmetik-Marke bereits Fitschi ausgesprochen und bekam damit Südsee-Flair. Das Antiallergikum Xyzal wiederum wird gerne buchstabiert: „Bitte ein Ix Ypsilon Zett Al“ heißt es dann.

Spickzettel

Viele Menschen helfen sich mit Einkaufszettel, ein besonders bemerkenswerter landete auf einer Hernalser Tara. In Großbuchstaben stand „Gamynde“ darauf. Dahinter verbarg sich bestens versteckt der gute alte Kamillentee. Der Käufer hatte das Wort genauso notiert, wie er es verstanden hatte, und den Tipp offenbar von jemand mit herzhaft Wienerischer Aussprache bekommen. In einer Floridsdorfer Apotheke wiederum grinste man verstohlen über die Notiz „Astronautengeil“. Die Pharmazeutin tippte auf Trockennahrung und lag richtig. „Prosecco-Augentropfen“,„Pasadena-Tropfen“ und „Emugl“ sind ebenfalls leicht zu deuten, eine wirklich harte Nuss dagegen Beschreibungen wie: „Das sind so kleine weiße Tabletten.“

Bei handschriftlichen Verschreibungen ist die Leserlichkeit das Problem. In einem Fall stand da aber eindeutig „1:5 Rapid“, was das Apothekenteam ratlos zurückließ. Der Anruf beim Arzt sorgte dann für einiges Schmunzeln. Als glühender Rapid-Fan hatte der Mediziner statt eines schnell wirkenden NSAR etwas gedankenverloren den letzten Matchausgang notiert. Womit es sich quasi um eine Verschreibung im doppelten Sinn handelte. Im Fall einer nordburgenländischen Apotheke hatte sich niemand verschrieben, das „Viagra“-Rezept ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Der Kunde bat darum, die Pillen einzupacken und beeilte sich hinzuzufügen: „Ich hole das für meinen Nachbarn ab!“ Allerdings trug der Mann Berufsbekleidung mit einem Namensschild. Und dieses lautete auf denselben Namen wie die Verschreibung.

Unorthodoxe Services

Eine Apotheke in Wien-Floridsdorf dürfte als Geheimtipp für die Zeckenentfernung etabliert gehandelt werden. In burgenländischen Apothekerkreisen wiederum weiß man von einer Stammkundin, die eines heißen Sommertages einen Kühlakku aus ihrem Dekolleté zog, mit der Bitte, diesen kurz in den Kühlschrank zu legen, was die Apotheke gerne erledigte.  

Auf der Suche nach einer Zweitmeinung war jener Oberösterreicher, den juckende Kopfhaut in die Apotheke trieb. Er war sich nicht sicher, ob tatsächlich Kopfläuse dahintersteckten und hielt dem Pharmazeuten zwecks  „Zweitbegutachtung“ ein „haariges“ und recht belebtes Schächtelchen entgegen. Danach hatte die Mostviertler Apotheke einiges zu tun.    

Missverständnisse und Bedienungsfehler

Im Tiroler Brixlegg sorgten Kunden- und Teepässe für Komik. Eine Kundin wünschte eine Teemischung und wurde daher nach ihrem Pass gefragt. Die Dame zog darauf bereitwillig ihren Reisepass aus der Tasche. In der Apotheke Altlengbach wiederum hatte eine Kundin Kummer mit dem neuen Blutdruckmessgerät: Es zeigte immer ein- und denselben Wert an. „Wie sich herausstellte, hatte sie beim Auspacken des Geräts die Folie nicht entfernt“, erzählt Apothekenleiterin Mag. Maria Nagler. Ähnliches trug sich mit einem Fieberthermometer zu.

„Sie sind ja wirklich Apotheker!“ – Das hört wohl niemand so oft wie Mag. Alexander Telesko, der als „Apotheker Ali“ bis 2021 Teil der Villacher Faschingsgilde war. Der Senior-Chef der Lind-Apotheke ist daher auch für seine Scherze bekannt. Etwa diesen: „Der Finanzminister kassiert Millionen an Tabaksteuer. Da kommt man sich als Nichtraucher ja vor wie ein Steuerhinterzieher!“