13. Nov. 2025Gastkommentar Apothekerkammer

Prävention ist Zukunft, nicht Luxus

Vom Testen über die evidenzbasierte Beratung bis zur pharmazeutischen Begleitung: Apotheken sind mit dem Anbieten pharmazeutischer Dienstleistungen auf dem richtigen Weg.

Mehrere Projekte mit wissenschaftlicher Begleitung zum Thema Vorsorge in der Apotheke finden derzeit auf Bundesländerebene statt bzw. sind bereits abgeschlossen. Ein Beispiel ist das Pilotprojekt „Wiener Herzwochen“, über deren Verlauf und Ergebnisse die ÖAZ bereits ausführlich berichtet hat.

Die Ergebnisse der Projekte sind durchwegs erfreulich, und zwar in zweierlei Hinsicht. Erstens: Die Angebote werden von der Bevölkerung gut angenommen. Das zeigt, dass ein Bedarf an derartigen Dienstleistungen besteht. Die Erwartung, dass die Niederschwelligkeit der Apotheken die Nachfrage pushen würde, hat sich bestätigt.

Zweitens: Auch innerhalb unserer Berufsgruppe setzt sich die Überzeugung durch, dass die Prävention DAS Zukunftsmodell der Apotheken sein kann. Sie ist eine unserer besten Antworten auf große Herausforderungen, die unser Berufsstand meistern muss. Hier nenne ich Onlinehandel, Lieferengpässe, Preisdruck und „Möchtegern-Mitbewerber“.

Open for Innovation

Und noch etwas Wichtiges zeigt sich, etwas, das nicht in Zahlen messbar ist: ein Mindset der Apothekerinnen und Apotheker in Richtung Offenheit – Interesse – Risikobereitschaft – Probieren – Mitmachen.

Die Apothekerschaft ist heute offen für Neues. Das ist die wohl wichtigste Voraussetzung für einen Erfolg der neuen Dienstleistungen bei den Menschen. Wer nicht offen für Neues ist, der geht auch nicht in Vorleistungen, indem er Geräte kauft und spezielle Schulungs- bzw. Fortbildungsangebote der Apothekerkammer in Anspruch nimmt. Statt „No risk, no fun“ heißt es „No risk, no success“. Ich freue mich über das Interesse von Bevölkerung und Kollegenschaft gleichermaßen.

Der einzige Player, der ganz offensichtlich nicht an dem Interesse partizipiert, ist die österreichische Krankenkasse. Sie zahlt nicht. Als Apothekerkammer-Funktionärin füge ich hinzu: NOCH nicht. Das Ziel der Kammer ist jedenfalls die Ausweitung der von staatlichen Krankenkassen oder Privatversicherungen bezahlten apothekerlichen Präventionsdienstleistungen. Unser Betätigungsfeld ist weit.

Ein Paradigmenwechsel

Neben den Testungen gibt es die reinen Beratungsleistungen der Apothekerschaft. Auch für diese Art von Tätigkeit sind die Apotheken durch ihre Niederschwelligkeit prädestinierte Orte. Ein Beispiel dafür: die Raucherberatung.

Die Bedeutung des Wortes „Beratung“ soll jetzt genau definiert und erweitert werden: Zusätzlich zur herkömmlichen Beratung zu einem abgegebenen Medikament kommt jene zu erhobenen Laborwerten und sonstigen Testergebnissen sowie zum Thema Prävention.

Ich nenne das „Kombi-Beratung“ in der Apotheke. Es bedeutet einen Paradigmenwechsel im apothekerlichen Beratungsportfolio im Sinne einer Ausweitung. Ein Monitoring durch Pharmazeutinnen und Pharmazeuten rundet die Dienstleistungen, seien sie „traditionell“ oder neu, ab. Wobei auch in diesem Falle klar ist: Alle Angebote in der Apotheke müssen vonseiten der Krankenkasse bzw. privater Versicherungen abgegolten werden.

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die unsere neuen Ideen und Projekte mittragen. Mit großer Freude beobachte ich ein neues Denken in der Apothekerschaft in Richtung Offenheit und Aufbruchstimmung.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastkommentar, für den der jeweilige Autor verantwortlich ist. Die Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.