Beratung in der Apotheke: Saisonale allergische Rhinitis
Die saisonale allergische Rhinitis macht vielen Menschen zu schaffen. Die Beratung der Betroffenen ist für Apothekenteams Routine. Doch einige wesentliche Punkte sind dabei zu beachten.

Die Häufigkeit von allergischer Rhinitis ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen und bleibt auf hohem Niveau. Etwa 18 bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden darunter, wobei die Altersgruppen unterschiedlich betroffen sind. Hauptursache ist der Wandel der Lebensumstände: Kinder wachsen heute in einer antigenarmen Umgebung auf, was das Immunsystem weniger fordert und Allergien begünstigt. Das führt zu einer übermäßigen Immunreaktion auf harmlose Umweltstoffe wie Pollen.
Von leichten Beschwerden bis Asthma
Nicht jeder Heuschnupfenpatient benötigt ärztliche Hilfe. Viele haben nur milde Symptome an Augen und Nase, die eine Beratung in der Apotheke erfordern.
Das Team sollte jedoch auf Anzeichen für eine Beteiligung der unteren Atemwege achten. Reizhusten, Atemnot oder pfeifende Atemgeräusche können auf eine Ausbreitung der Entzündung hinweisen, die ärztlich abgeklärt werden muss. Der Begriff „Etagenwechsel“ beschreibt dieses Fortschreiten innerhalb der Atemwege.
Individuelle Therapie für Menschen mit allergischer Rhinitis
Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptome und den Vorlieben der Patienten.
Antihistaminika sind meist die erste Wahl, wirken systemisch oder lokal als Nasenspray oder Augentropfen. Bei isolierten Augenbeschwerden genügen oft Augentropfen. Bei stärkeren Symptomen empfiehlt sich eine systemische Therapie. Moderne Antihistaminika machen selten müde, dennoch sollte das Apothekenteam gezielt nachfragen und bei Bedarf den Wirkstoff wechseln. Schwangere erfordern besondere Vorsicht, doch für einige Präparate gibt es gute Erfahrungen.
Reichen antihistaminerge Nasensprays bei starken nasalen Beschwerden nicht aus, kommen intranasale Kortikosteroide (INCS) zum Einsatz. Die Wirksamkeit dieser Präparate ist durch zahlreiche Studien belegt, und bei korrekter Anwendung ist das Risiko systemischer Nebenwirkungen sehr gering. Patienten mit allergischer Rhinitis sollten auf den verzögerten Wirkungseintritt – meist innerhalb von 12 bis 24 Stunden – und die richtige Applikationstechnik hingewiesen werden. Zu den häufigsten lokalen Nebenwirkungen zählen nasale Trockenheit und gelegentlich leichte Blutungen, die jedoch meist durch Anpassung der Anwendung minimiert werden können.
Pflanzliche Alternativen bei allergischer Rhinitis
Manche Patienten bevorzugen pflanzliche Präparate. Sie eignen sich vor allem bei leichten Beschwerden, erfordern jedoch eine mehrmals tägliche Einnahme und damit Motivation und Therapietreue. Obwohl oft ein direkter Wirkvergleich zwischen pflanzlichen und konventionellen Therapien fehlt, können pflanzliche Präparate eine Option für Patienten, die eine natürliche Behandlung wünschen, darstellen.
Grenzen der Selbstmedikation
Die Grenzen der Selbstmedikation sind erreicht, wenn bei allergischer Rhinitis die Symptome sehr ausgeprägt sind, über längere Zeit anhalten oder wenn die unteren Atemwege betroffen sind.
In solchen Fällen sollte an eine spezifische Immuntherapie gedacht werden. Diese kommt für Patienten in Frage, die während mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren im selben Zeitraum Beschwerden haben und bei denen der Auslöser eindeutig identifiziert wurde.
Die Immuntherapie erfordert ein gewisses Engagement, bietet jedoch den Vorteil, dass sie nicht nur die Symptome lindert, sondern auch das Fortschreiten der Erkrankung und die Entwicklung weiterer Allergien verhindern kann.
Forschung und Ausblick
Die Forschung zur allergischen Rhinitis konzentriert sich derzeit auf alternative Applikationswege für die Immuntherapie, etwa über die Haut oder direkt in die Lymphknoten. Ein grundlegender Durchbruch ist in den nächsten Jahren jedoch nicht zu erwarten. Daher bleibt es entscheidend, die bestehenden Therapieoptionen optimal zu nutzen und Patienten individuell zu beraten.
Kompetenter Ansprechpartner
Für das Apothekenteam bedeutet die Betreuung von Heuschnupfenpatienten mehr als die reine Abgabe von Medikamenten.
Die differenzierte Anamnese, die individuelle Auswahl der Therapie – einschließlich der sicheren und sachgerechten Abgabe von kortisonhaltigen Nasensprays – sowie die rechtzeitige Überweisung an den Arzt bei komplizierten Verläufen sind zentrale Aufgaben.
So kann die Apotheke einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Betroffenen leisten und die Versorgungslücke zwischen Selbstmedikation und ärztlicher Behandlung schließen.