Endlich die Potenziale der Apotheken voll ausschöpfen
Angefangen bei der Bevölkerung über die Patientenanwaltschaft bis hin zu Vertreterinnen und Vertretern von Gesundheitseinrichtungen und -berufen ist sich der Großteil der Stakeholder einig, dass unser Gesundheitssystem gehörig unter Druck ist.
Von der Apotheke bis ins Spital haben wir zwar hervorragend ausgebildetes Personal, es hapert aber bei der Organisation des Systems. Und das beginnt bereits bei der Lenkung der Patientenströme. Ziel muss es sein, die Menschen ohne Umwege zu jener Einrichtung zu vermitteln, die das richtige Angebot für sie hat. Nicht jede Symptomatik gehört in eine Arztpraxis oder eine Spitalsambulanz – wo sie am besten aufgehoben sind, können die Patientinnen und Patienten aber vielfach nicht selbst beantworten. Dabei müssen wir sie unterstützen. Und genau das kann die Apotheke leisten. Wir haben das nötige Know-how, kennen unser Gesundheitssystem und können zu einer Effizienzsteigerung beitragen, wenn wir – bei entsprechender Vergütung – in die Architektur unserer Versorgungsinfrastruktur entsprechend eingebaut werden.
Gleiches gilt für zusätzliche Gesundheitsleistungen: Die Impflücken, die wir besonders in Österreich haben, verursachen Jahr für Jahr enorme Kosten und menschliches Leid. Internationale Beispiele belegen zur Genüge, dass sich die Durchimpfungsraten erhöhen lassen, wenn in Apotheken – ergänzend zu ärztlichen Ordinationen – etwa der Grippe- oder der FSME-Schutz verabreicht wird. Rund 2.000 Kolleginnen und Kollegen haben eine entsprechende Ausbildung bereits absolviert, sodass wir jederzeit loslegen können – die rechtlichen und finanziellen Rahmen vorausgesetzt.
Die Labor-Infrastruktur in unseren Betrieben wird aktuell massiv erweitert. Dank der Apothekengesetz-Novelle von Anfang 2024 dürfen wir in diesem Bereich nun neue Leistungen anbieten, die gerade im ländlichen Raum zu einer massiven Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung beitragen werden. Was wir allerdings sehen: Diese Möglichkeiten müssen in den Köpfen der Menschen stärker verankert werden. Denn nur wenn diese Angebote bekannt sind und genutzt werden, können sie helfen, Effizienzen zu heben.
Diese Beispiele zeigen deutlich, wo die Politik – konkret die nächste Bundesregierung – im Gesundheitsbereich ansetzen kann und soll. Denn wir können uns den Luxus, auf vorhandene Potenziale zu verzichten, nicht mehr leisten. Wir Apothekerinnen und Apotheker stehen bereit und bringen uns konstruktiv ein, wenn es um die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in unserem Land geht. Hierbei ist vieles möglich. Jetzt ist die Politik am Zug.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastkommentar, für den der jeweilige Autor verantwortlich ist; die Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und Herausgeber wieder.