Finanzierungsmöglichkeiten für den Apothekenkauf: Praxislösungen im Überblick
Der Kauf einer Apotheke ist eine der größten finanziellen Herausforderungen, die zukünftige selbstständige Apothekerinnen und Apotheker bewältigen müssen. Die richtige Finanzierung ist entscheidend, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu meistern. In der Praxis stehen mehrere Modelle zur Verfügung, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen. Hier geben wir Ihnen einen Überblick über die gängigsten Optionen.
1. Eigenkapital: Sicherheit, aber kaum Entlastung
Eigenkapital wird oft als idealer Bestandteil einer Finanzierung angesehen, doch in der Praxis spielt es beim Apothekenkauf nur eine geringe Rolle. Die hohen Kaufpreise für Apotheken übersteigen die finanziellen Rücklagen der meisten Käufer:innen bei Weitem. Eigenkapital dient daher meist lediglich als zusätzliche Sicherheit gegenüber der Bank, reduziert jedoch kaum die tatsächlich zu finanzierende Summe. Trotzdem kann es helfen, günstigere Kreditkonditionen zu sichern.
2. Darlehen
In der Praxis ist es äußerst üblich, ein Annuitätendarlehen bei einer Bank zu beziehen. Hierfür sollten Sie unbedingt mehrere Angebote bei verschiedenen Banken einholen. Meist wird die hohe Finanzierungssumme mit einer Bürgschaft durch den pharmazeutischen Großhandel abgesichert. Da private Sicherheiten in den meisten Fällen nicht ausreichen, tritt der Großhandel als Bürge auf und bietet dadurch die notwendige Sicherheit, um das Darlehen zu erhalten.
Diese Finanzierungsmethode bringt neben der finanziellen Absicherung auch eine enge Partnerschaft mit dem Großhandel mit sich, der in der Regel als Hauptlieferant der Apotheke auftritt. Dies bietet Vorteile wie eine verlässliche Lieferpartnerschaft und regelmäßige Unterstützung bei der Warenwirtschaft. Gleichzeitig kann diese Bindung Einschränkungen bei der Lieferantenwahl bedeuten, da der Hauptlieferant vertraglich bevorzugt wird. Allerdings bieten viele Bürgschaftsverträge auch Ausstiegsoptionen, falls sich die Zusammenarbeit nicht bewährt.
Für viele Apotheker:innen ist dieses Modell daher ein bewährter Weg, der finanzielle Sicherheit mit einer stabilen Geschäftsbeziehung kombiniert. Wichtig ist jedoch, die Vertragskonditionen im Vorfeld genau zu prüfen, um langfristig von den Vorteilen zu profitieren und die eigene Flexibilität zu wahren.
3. Finanzierung durch weitere Gesellschafter
Eine weitere Möglichkeit, die Finanzierungssumme zu reduzieren, ist die Einbindung eines Gesellschafters, wie beispielsweise eines pharmazeutischen Großhandels oder eines privaten Investors. In Österreich dürfen maximal 49 % der Anteile einer Apotheke an einen Kommanditisten übertragen werden. Der Konzessionär selbst muss 51 % der Apotheke halten und auch seine Arbeitsleistung einbringen.
Diese Finanzierungsform hat den Vorteil, dass der Kaufpreisanteil, den die Gesellschafter übernehmen, nicht fremdfinanziert werden muss. Allerdings bringt auch diese Option eine gewisse Fremdbestimmung mit sich, da auch stille Gesellschafter häufig Einfluss auf wichtige Entscheidungen nehmen. Bevor Sie sich für dieses Modell entscheiden, sollten Sie die vertraglichen Bedingungen genau prüfen und sicherstellen, dass Ihre unternehmerische Freiheit weitgehend gewahrt bleibt.
4. Besondere Finanzierungsmodelle
Ein innovatives Finanzierungsmodell bietet bspw. die Raiffeisen Continuum: Hier wird ein Teil des Kaufpreises durch ein Darlehen der regionalen Raiffeisenbank finanziert, während ein Teil des Kapitals als Mezzaninkapital bereitgestellt wird. Das bedeutet, während der Laufzeit zahlen Apotheker:innen lediglich Zinsen, das Mezzaninkapital wird erst am Ende der Laufzeit in einer Einmalzahlung zurückgeführt. Im Gegensatz zu anderen Modellen bleibt die/der Apotheker:in von Beginn an zu 100 % Eigentümer der Apotheke, ohne Einkaufsverpflichtungen gegenüber einem pharmazeutischen Großhandel einzugehen.
Fazit
Die Finanzierung eines Apothekenkaufs ist komplex, aber es gibt bewährte Modelle, die Sie auf dem Weg zur Selbstständigkeit unterstützen können. Es lohnt sich, die verschiedenen Finanzierungsmodelle sorgfältig zu prüfen und sich von einem spezialisierten Berater begleiten zu lassen. Wir von der Wilke Apothekenberatung helfen Ihnen hierbei gerne. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Apotheke auf einem soliden finanziellen Fundament steht und Sie gleichzeitig Ihre unternehmerische Unabhängigkeit bewahren.