Umweltmedizin im Zeichen des Klimawandels – die Klimakrise wird zur Gesundheitskrise!
Auch an der Tara werden der Klimawandel und die Umweltmedizin mehr und mehr zum Thema, wie die Vorträge beim APOkongress in Pörtschach zeigten.
Will man ein Fazit der 3 Fortbildungstage beim diesjährigen APOkongress in Pörtschach ziehen, so steht eines fest: Die sich verändernden klimatischen Bedingungen führen zu Herausforderungen, die zukünftig alle Kolleginnen und Kollegen auch an der Tara beschäftigen werden. Das macht betroffen und stimmt mich mehr als nachdenklich.
- So ist es eine Tatsache, dass sich die Anzahl der Stechmücken vermehrt und andere Insekten aus dem Süden bei uns einwandern und als Vektoren für neue Viruserkrankungen dienen können.
- Hitze führt bei älteren Personen zu vermehrten Problemen mit bestimmten Arzneistoffen wie ACE-Hemmern und Diuretika. Dazu zählen vor allem vermindertes Durstgefühl und Dehydratation. Die traurige Wahrheit zeigt uns die Hitzewelle in Griechenland, die schon einige betagte Todesopfer gefordert hat.
- Weiters treten Schlafprobleme vermehrt auf, da Melatonin bei zu hohen Temperaturen nicht ausreichend ausgeschüttet wird und selbst kleinste Lichtquellen gesunden Schlaf und die damit verbundene (Zell-)Regeneration massiv stören.
- Auch aggressiveres Verhalten und psychische Probleme treten bei Hitze verstärkt auf.
- Mikroplastik, sowohl eingeatmet als auch über die Ernährung aufgenommen, führt zur Verstärkung entzündlicher Prozesse – Stichwort „silent inflammation“ - und fördert cancerogene Prozesse.
- Medikamentenabfall ist ein ganz eigenes, kritisches Thema – Östrogen im Grundwasser führt durch Verweiblichung bestimmter Fischarten zu deren Aussterben, oder in Indien sterben aasfressende Geier an den Folgen einer Diclofenac-Intoxikation, da sie verendete „heilige Kühe“ entsorgen, die vor ihrem natürlichen Tod eine Schmerztherapie erhielten.
Das alles sind nur kleine Blitzlichter auf eine Fülle alarmierender Entwicklungen – aber sie mögen uns wachrütteln und unser Bewusstsein dafür schärfen, dass jede einzelne Erdbewohnerin und jeder einzelne Erdenbewohner ihren bzw. seinen Beitrag leisten MUSS, und wir als Apothekerinnen und Apotheker müssen dies in unserem Arbeitsumfeld tun. Wir sind Multiplikatoren, im Schnitt hat jeder von uns an einem Tag zwischen 60 und 100 Kontakte mit Kundinnen und Kunden. Nutzen wir diese vielen Möglichkeiten, um auf einen verantwortungsvollen Arzneimittel-Gebrauch hinzuweisen, sorgsam mit sensiblen Medikamentenresten umzugehen und wieder ganz bewusst daran zu denken und darauf hinzuarbeiten, im Einklang mit der Natur zu leben. Ganz im Sinne Dostojewskis, der sagte: „Jeder ist für alles vor allen verantwortlich."