Steirische Apotheken finanzieren Hilfslieferungen in die Ukraine: „Täglich melden sich neue Spitäler“
Eine „wunderbare Kooperation“, so bezeichnet Mag. pharm. Elisabeth Eder, Apothekerin in Graz, die steirische Hilfe für die Ukraine – bestehend aus Apothekerschaft, Malteser Hospitaldienst und zwei Hausärztinnen. Auf Eders Anfrage hin organisierte die Apothekerkammer Steiermark einen Spendenaufruf, kurze Zeit später rollte bereits ein 14-Tonner mit medizinischen Hilfsgütern Richtung Lemberg. Aktuell wird eine neue Ladung des riesigen LKWs vorbereitet, erklärt die engagierte Apothekerin im Interview, da inzwischen auch die medizinische Grundversorgung von chronisch Kranken eine Herausforderung ist.
Was war der Auslöser für Sie als Apothekerin, sich für die Menschen in der Ukraine zu engagieren?
Nach den ersten Bildern von unermesslichem Leid der ukrainischen Bevölkerung und der Bitte von Malteser International um Hilfsgüter für Versorgungszentren direkt an den Grenzen des Landes ist für mich rasch festgestanden, zum ersten Mal berufliche Tätigkeit und jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im MHDA (Malteser Hospitaldienst Austria) miteinander verbinden zu wollen.
Nur kurz nach meiner Anfrage hat bereits die steirische Apothekerkammer zugesagt, einen Spendenaufruf an ihre Mitglieder zu starten. Deren Großzügigkeit, die Konsequenz meines Chefs,
Mag. pharm. Stefan Michelitsch, innerhalb eines Tages gezielt und möglichst kostengünstig einzukaufen und die tatkräftige Unterstützung vieler Mitglieder des Malteser Hospitaldienstes in der Steiermark haben es rasch ermöglicht, unkompliziert und bedarfsorientiert helfen zu dürfen.
Welche Hilfsgüter waren denn am dringendsten nötig und wann ging’s los?
Das waren medizinische Hilfsgüter wie Infusionen, Desinfektions- und Verbandsmaterial, Schmerzmittel und vieles mehr. Unsere beiden Grazer Malteserautos konnten mit diesen Gütern bereits kurz nach Start der Kooperation gefüllt werden. Schon am ersten März-Wochenende hat vor der Wiener Malteserzentrale ein riesiger LKW samt ukrainischem Fahrer auf die Fahrt nach Lemberg gewartet – einen ganzen Tag lang halfen MalteserInnen, deren Familien, aber auch viele Freunde, 14 Tonnen an medizinischem Material, Lebensmitteln, Baby-Bedarf, warmer Kleidung und technischem Equipment einzuladen und sicher zu verstauen.
Diese erste von steirischen ApothekerInnen finanzierte Hilfslieferung sollte das Spitalspersonal, aber auch die Bevölkerung in der Erstversorgung von Verletzten in der Stadt unterstützen. Gespannt haben wir alle diese Fahrt verfolgt, Demut und Dankbarkeit machten sich breit, als uns endlich nach mehr als zehn Stunden Wartezeit an der Grenze Bilder der sicheren Ankunft erreicht haben.
Sind weitere Hilfslieferungen geplant?
Ja, aktuell bereiten wir eine Wiederbefüllung des 14-Tonners nach Lemberg sowie regelmäßige Lieferungen in ein zentrales Malteser-Lager in Polen vor, von wo aus die Hilfsgüter dann direkt weiter in die Ukraine geschickt werden. Die Angriffe dauern fort und damit wird auch die medizinische Grundversorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen zur großen Herausforderung. Lebenswichtige Medikamente zur Blutverdünnung, Herz-Kreislauf-Mittel, Schilddrüsenpräparate, Insulin, Antibiotika etc., womit man als ApothekerIn in Österreich täglich seine Patienten problemlos versorgen kann, stehen nur einige hundert Kilometer entfernt kaum oder gar nicht mehr zur Verfügung.
Das heißt, wegen fehlender Medikamente sind auch lebenswichtige Therapien von chronisch Kranken nicht ausreichend möglich?
Genau, neben den grauenhaften Kriegsverletzungen kostet mittlerweile auch dieser Umstand viel zu viele Menschenleben. Um das zu verhindern, haben sich die beiden Grazer Hausärztinnen Dr. Kristina Köppel-Klepp und Dr. Neshat Quitt mit Gleichgesinnten zusammengetan und ihren Verein „Auxilium – Wir helfen Menschen“ gegründet. Sie stehen mit zahlreichen Krankenhäusern vor Ort in regelmäßigem und direktem Austausch. Über ihren Kontakt zur Organisation „International Charitable Foundation“ ist ein verlässlicher Transport direkt ins Land gesichert.
Als wir die Wunschliste des Herzzentrums in Kiew zu Gesicht bekommen haben, war uns sofort klar, auch dieses Projekt unterstützen zu wollen – ein für uns vergleichsweise geringer finanzieller Aufwand sichert nicht nur die tägliche Medikation von Herz-Kreislauf-Patienten, sondern auch deren Überleben. Weil der Bedarf stetig steigt und sich derzeit jeden Tag neue Spitäler mit der Bitte um Hilfe melden, dürfen unsere Bemühungen um diese Menschen nicht aufhören.
Was liegt Ihnen abschließend für die Kolleginnen und Kollegen besonders am Herzen?
Ein riesiges Dankeschön für dieses wertvolle Miteinander und das große gegenseitige Vertrauen. Wenn wir auch weiterhin unsere Kräfte je nach persönlicher Möglichkeit bündeln – und genau das zeichnet diese wunderbare Kooperation zwischen Apothekerschaft, Malteser Hospitaldienst und den beiden engagierten Ärztinnen aus –, dann können sich noch viele solcher Transporte als Zeichen unserer Solidarität von der Steiermark aus auf den Weg Richtung Ukraine machen.
Besten Dank für das Interview und alles Gute weiterhin!
Spenden an den MALTESER HOSPITALDIENST, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, sind steuerlich absetzbar – unter dem Kennwort "Ukraine-Hilfe ApothekerInnen Steiermark" unterstützen Sie Menschen direkt vor Ort!