Krebsversorgung in Österreich: Was die Zukunft bringt
In Österreich leben rund 400.000 Menschen mit einer Krebsdiagnose. Jedes Jahr erkranken 45.000 Personen neu an Krebs. Und diese Zahl wird in den nächsten Jahren merkbar steigen. Denn der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung nimmt auch in Österreich zu. Die Österreichische Krebshilfe zusammen mit der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO) präsentierte nun den Krebsreport 2023 und appellierte an die politischen Verantwortlichen, dringende Maßnahmen umzusetzen.
Bis 2030 wird die Zahl der Personen über 75 im Vergleich zu 2020 um 16% steigen. Bis 2024 sogar um knapp 60%. Entsprechend ist auch eine Zunahme der Krebsneuerkrankungen zu erwarten. Prognostiziert wird ein Anstieg auf jährlich 50.000 Neuerkrankungen bis 2030. Somit wird geschätzt, dass 2030 bis zu 460.000 Menschen in Österreich mit einer Krebsdiagnose leben werden.
Geforderte Maßnahmen
- Etablierung von „Cancer Nurses“ als spezialisiertes Berufsbild
- Ausbau von Palliative Care & Hospizversorgung
- Finanzieller Rahmen für Krebsforschung
- Aufnahme von „Psychoonkologie“ in die Regelfinanzierung
„Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge“, so Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der OeGHO. „Die onkologische Versorgung von Menschen mit Krebs steht bereits jetzt – nicht zuletzt durch den bekannten Personalmangel – vor großen Herausforderungen. Wenn wir in den nächsten Jahren einerseits mit einer massiven Zunahme von Neuerkrankungen konfrontiert sind und andererseits mit einer erfreulich längeren Überlebenszeit, müssen JETZT dringende Maßnahmen umgesetzt werden, um auch weiterhin eine optimale onkologische Versorgung – in jeder Phase der Erkrankung – zu gewährleisten.“
Wie kann eine optimale Versorgung gewährleistet werden?
Um den künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein, bedarf es einer Reihe an Maßnahmen.
Cancer Nurses
Wesentlich ist dabei auch die Etablierung des Berufsbildes „Cancer Nurse“ sowie der „Advanced Cancer Nurse“.
„Die Rolle der Cancer Nurse als Expert:in für hämatologische und onkologische Pflege ist leider in Österreich – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern – erst in Ansätzen etabliert“, berichtet Wöll. „Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, das zu ändern und das Berufsbild ,Cancer Nurse‘ raschestmöglich zu etablieren.“
Palliative Care
Weiters wäre der Ausbau der „Palliative Care & Hospizversorgung“ in Österreich, wie bereits 2022 zugesagt, von essenzieller Bedeutung. „Der Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung wird in den kommenden 25 Jahren erheblich ansteigen“, so Univ.-Prof. Dr. Armin Gerger, wissenschaftlicher Leiter des Österreichischen Krebsreports. „Wir wissen, dass derzeit an Qualitätskriterien sowie an der Erstellung/Verwaltung einer Datenbank als umfassende Datenbasis für die Planung/Evaluation der Versorgung durch die Gesundheit Österreich GmbH (im Auftrag des BMSGPK im Einvernehmen mit den Ländern und den Trägern der Sozialversicherung) gearbeitet wird, aber die Zeit drängt.“ Gerger kritisiert, dass aktuell noch keine genaue Angabe darüber gemacht werden kann, wann und in welchem Umfang die versprochene Summe von 108 Mio. Euro für den Ausbau der Palliative Care eingesetzt werden kann.
Krebsforschung
Wesentlich für künftige Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen ist die Forschung. In onkologischen Fachjournalen erscheinen täglich ca. 2 Publikationen aus Österreich. „Das sind beeindruckende Erfolge der österreichischen Krebsforschung“, so Gerger. Er unterstreicht die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für klinische Studien zu schaffen und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Psychoonkologie
Nicht zuletzt fordert die Österreichische Krebshilfe mehr Unterstützung bei der psychoonkologischen Betreuung von Menschen, die an Krebs leiden. Denn im Laufe einer Krebserkrankung entwickeln die meisten Betroffenen massive psychische Symptome. Der Bedarf an kostenfreier psychoonkologischer Versorgung wird zurzeit vorwiegend von der Österreichischen Krebshilfe abgedeckt und ausschließlich aus Spenden finanziert. Gefordert wird daher, dass die Psychoonkologie in die neue Regelfinanzierung aufgenommen wird und über die Sozialversicherungsträger abgerechnet werden kann. „Denn eine psychoonkologische Unter- oder Mangelversorgung wirkt sich nicht nur negativ auf die Möglichkeiten zur emotionalen Bewältigung der Erkrankung aus, sondern auch auf die Perspektive einer möglichst schnellen Reintegration in Alltag und Beruf“, so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda.
Pressekonferenz „Österreichischer Krebsreport 2023“, Wien, 25.1.2024