Körperunzufriedenheit und Depression bei Jugendlichen
Die Prävalenz von depressiven Symptomen unter Jugendlichen hat in den letzten 20 Jahren zugenommen. Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahrzehnten ebenfalls gestiegen.
Obwohl in der Regel als Indikator für die physische Gesundheit konzipiert, dürfte der BMI wahrscheinlich sowohl physiologische (z.B. Stoffwechselstörungen) als auch Umweltprozesse wie Mobbing und Diskriminierung indizieren. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang zwischen BMI im Kindesalter und Körperunzufriedenheit sowie depressiven Symptomen im Jugendalter zu beleuchten.
Methoden
Für die Studie wurden Daten aus der Millennium Cohort Study verwendet, einer repräsentativen Längsschnittkohorte der allgemeinen Bevölkerung des Vereinigten Königreichs mit Kindern, die zwischen dem 1. September 2000 und dem 11. Januar 2002 geboren wurden. Es wurden die Zusammenhänge zwischen dem BMI im Alter von 7 Jahren und depressiven Symptomen im Alter von 14 Jahren (Ziel 1), dem BMI im Alter von 7 Jahren und der Körperunzufriedenheit im Alter von 11 Jahren (Ziel 2) sowie der Körperunzufriedenheit im Alter von 11 Jahren und Depression im Alter von 14 Jahren (Ziel 3). Weiters wurde untersucht, inwieweit die Körperunzufriedenheit den Zusammenhang zwischen BMI und depressiven Symptomen vermittelt (Ziel 4).
In der vorliegenden Studie wurden ursprünglich 18.552 Kinder in die Kohorte aufgenommen, wobei 13.135 (70,8%) dieser Kohorte mit verfügbaren BMI-Daten im Alter von 7 Jahren in die finale Analyse einbezogen wurden. Von den Teilnehmenden waren 50,4% männlich und 49,6% weiblich.
Ergebnisse
Ein höherer BMI im Alter von 7 Jahren korrelierte signifikant mit ausgeprägteren depressiven Symptomen im Alter von 14 Jahren. Diese Assoziation blieb erhalten, auch nachdem die Analyse auf perinatale Faktoren, und später auf die psychische Gesundheit von Müttern und Kindern, erweitert wurde. Mädchen zeigten dabei etwa doppelt so große Effekte im Vergleich zu Jungen. Im Alter von 11 Jahren wiesen Mädchen höhere Werte in Bezug auf die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auf, und im Alter von 14 Jahren wurden höhere Depressionswerte festgestellt. Die Körperunzufriedenheit erklärte 43% des Zusammenhangs zwischen BMI und Depression bei Mädchen.
Hinsichtlich des BMI im Alter von 7 Jahren zeigten sich Unterschiede in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, elterliche Bildung und den präkonzeptionellen BMI der Mütter. Teilnehmende mit fehlenden Daten wiesen tendenziell höhere BMI-Werte und vermehrte psychische Symptome im Alter von 7 Jahren auf
Fazit
Durch bessere Kenntnis modifizierbarer Risikofaktoren könnten präventive Maßnahmen gesetzt werden. Die Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen zur Verbesserung des Körperbildes und die Identifizierung von Faktoren, die zur Stigmatisierung des Gewichts beitragen, sollten zu den wichtigsten Prioritäten der öffentlichen Gesundheit gehören, betonen die Autorinnen und Autoren der Studie. Einschränkungen sollten beachtet werden, darunter die Messung der Körperunzufriedenheit durch eine Einzelfrage und potenzielle Einflüsse nicht berücksichtigter Faktoren wie elterliche Körperunzufriedenheit. Trotzdem legen die Ergebnisse nahe, dass ausgeprägte Körperunzufriedenheit im Kindesalter ein bedeutender Risikofaktor für spätere depressive Symptome ist. Interventionen zur Reduzierung von Körperunzufriedenheit könnten unabhängig vom BMI positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit im Jugendalter haben. Daher sollte die Implementierung evidenzbasierter Interventionen und die Identifikation von Ursachen für Gewichtsstigmatisierung in der öffentlichen Gesundheitspolitik priorisiert werden.