ÖGR: Forderungen für die Sicherstellung der rheumatologischen Versorgung
Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation wurde erstmals der Rheumareport präsentiert, der Zahlen und Fakten zu Epidemiologie und Burden of Disease rheumatischer Erkrankungen sowie zu Behandlungssituation und Zukunftsperspektiven zusammenfasst.
Für das Erstellen des Rheumareports wurde zunächst der Status quo in der Versorgungslandschaft einem Faktencheck unterzogen und die Folgen der Erkrankung und somit die Burden of Disease erhoben, so Dr. Valerie Nell-Duxneuner, Ärztliche Direktorin am Hanusch-Krankenhaus der Österreichischen Gesundheitskasse. Sie betont auch, dass dafür die Stimmen der Patientinnen und Patienten über die diversen Patientenorganisationen eingeholt wurden. Damit gibt der Rheumareport zunächst einen Überblick über die Epidemiologie rheumatischer Erkrankungen in Österreich. Insgesamt sind allein von den entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (rheumatoide Arthritis [RA], Spondyloarthritis [SpA], Psoriasis-Arthritis [PsA], Sjögren-Syndrom, Lupus erythematodes [LE], Polymyalgia rheumatica [PMR] und juvenile idiopathische Arthritis [JIA]) in diesem Land rund 290.000 Personen betroffen. Die Zahlen für Arthrosen sind nicht genau erhebbar, mit Sicherheit jedoch noch einmal deutlich höher. Die wirtschaftlichen Folgen sind mit rund 9,5 Millionen Krankenstandstagen pro Jahr aufgrund von Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems enorm. Nell-Duxneuner weist darauf hin, dass rund die Hälfte der RA-Betroffenen nicht mehr im Arbeitsprozess sind. Bei den Ursachen für Frühpensionen stehen rheumatische Erkrankungen nach den psychischen Erkrankungen auf Platz 2.
Die Zahlen reflektieren jedoch auch die besseren Optionen in der medikamentösen Therapie. So gehen stationäre Krankenhausaufenthalte infolge rheumatischer Erkrankungen seit rund einem Jahrzehnt stark zurück – im Fall der rheumatoiden Arthritis sogar um 80%. Lediglich bei der Dermatomyositis ist kein Rückgang der stationären Aufnahmen zu verzeichnen. Allerdings werden die Krankenhausaufenthalte im Durchschnitt länger, was darauf zurückzuführen ist, dass nur noch sehr kranke Patientinnen und Patienten stationär betreut werden. Ein Vergleich der Bundesländer zeigt, dass dort, wo Kassenstellen besonders rar sind, der Anteil an stationären Aufnahmen um rund 50% höher liegt. Eine Umfrage unter Rheumatologinnen und Rheumatologen ergab, dass in den Kassenordinationen lange Wartezeiten auf Termine eher die Regel als die Ausnahme sind. Rund 50% der Patientinnen und Patienten müssen 3–6 Monate auf einen Termin warten. Bei Wahlärzten sind Termine deutlich schneller zu bekommen. Aktuell kommen laut Rheumabericht in Österreich 345.000 Personen auf eine Kassenstelle, im Burgenland und in Tirol gibt es überhaupt keine rheumatologische Versorgung im niedergelassenen Bereich. Damit erfolgt die Versorgung aktuell großteils in Spitalsambulanzen, wo aufgrund von Personalmangel und Patientenandrang ebenfalls der Druck steigt.