3. Nov. 2025Globale Krankheitslast durch COPD

COPD-Bericht: Die meisten Krankheitsfälle wären vermeidbar

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) betrifft weltweit mehr als 400 Millionen Menschen und ist die dritthäufigste Todesursache. Trotz der Tatsache, dass viele Krankheitsfälle vermeidbar sind, bleibt die Prävalenz hoch. Eine aktuelle Publikation untersucht die globale Krankheitslast durch COPD und effektive Präventionsstrategien.

COPD im internationalen Vergleich
Silver Place/stock.adobe.com

Ein Forscherteam um Prof. Dr. Maria Montes de Oca von der Universidad Central de Venezuela in Caracas analysierte internationale Gesundheitsdaten zu COPD (1). Dazu gehören Schätzungen aus der Global Burden of Disease Study (GBD) und bevölkerungsbasierte Studien wie die BOLD-Studie. Die weltweite COPD-Prävalenz bei Erwachsenen lag 2020 bei 10,6%. Regionale Unterschiede bei Prävalenz, Risikofaktoren und Trends sind jedoch erheblich.

Sozioökonomische Ungleichheiten beeinflussen die Situation stark. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen steigt die Prävalenz schneller als in Hochlohnländern. Wissenschaftler prognostizieren eine Verdopplung der Krankheitsfälle bis 2050. Denn viele Betroffene in diesen Ländern wissen nichts von ihrer Erkrankung und erhalten keine Behandlung.

Geschlechtsunterschiede bei Prävalenz und Mortalität

In Europa sank die altersstandardisierte COPD-Sterblichkeit zwischen 1990 und 2019, aber die absolute Zahl der Todesfälle stieg aufgrund der alternden Bevölkerung. Nord- und Mitteleuropa verzeichnen einige der höchsten COPD-Prävalenzen weltweit. Bei Männern liegt die Prävalenz in Tartu (Estland) bei 9% und in Maastricht (Niederlande) bei 19%. Bei Frauen reicht sie von 4% in Tirana (Albanien) bis 19% in Salzburg.

Geschlechterunterschiede sind auffällig: Während die Prävalenz bei Männern sinkt, steigen bei Frauen die Todesfälle und die DALYs (disability adjusted life years). Dies liegt vor allem daran, dass der Tabakkonsum bei Männern schneller sinkt als bei Frauen und Frauen zusätzlich häufiger häuslicher Luftverschmutzung ausgesetzt sind.

Zigarettenrauchen ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für COPD und erklärt etwa 45% der Fälle bei Männern und 25% bei Frauen. Auch Passivrauchen trägt erheblich zur Krankheitslast bei. Ein niedriger Bildungsstandard ist nach dem Rauchen die zweitwichtigste Ursache.

In einkommensschwachen Ländern verursacht das Verbrennen von Biomasse (z.B. Holz, Dung) erhebliche häusliche Luftverschmutzung. Industriestaaten kämpfen mit Feinstaubbelastung durch Abgase aus Verkehr, Industrie und Heizungen. Berufliche Exposition gegenüber Staub, Gasen und Dämpfen sowie Infektionen wie Tuberkulose fördern ebenfalls die Entstehung von COPD. Weitere Risikofaktoren sind unkontrolliertes Asthma bronchiale, niedriges Geburtsgewicht und Rauchen während der Schwangerschaft.

Bei der Primärprävention ist die Umweltpolitik gefragt

Gezielte Präventionsstrategien können die Entstehung von COPD verhindern. Ein komplettes Rauchverbot hat sich als wirksamste Maßnahme erwiesen. Länder wie Schweden und Norwegen haben die COPD-Prävalenz durch Tabakkontrollgesetze, Steuererhöhungen, Warnhinweise und Rauchverbote gesenkt. Der Tabakkonsum bei Männern sinkt in den meisten Ländern, bei Frauen langsamer. In einigen Staaten wie Kroatien, Tschechien und Russland steigt er sogar weiterhin an.

Auch die Umweltpolitik spielt eine wichtige Rolle in der Primärprävention. Saubere Energie und emissionsarme Verkehrssysteme und Industrieanlagen reduzieren die Luftverschmutzung. Studien aus der Schweiz und Deutschland zeigen, dass eine geringere Feinstaubbelastung die Lungenfunktion länger erhält. In Ländern mit niedrigem Einkommen ist saubere Haushaltsenergie (z.B. Strom, Solarenergie, Flüssiggas) entscheidend. Und der Arbeitsschutz muss berufliche Schadstoffexpositionen minimieren.

Ein Großteil der Betroffenen hat keine Diagnose

Etwa 70% der Betroffenen mit COPD erhalten keine Diagnose. Diese Patienten haben eine schlechtere Lebensqualität und benötigen häufiger Gesundheitsleistungen. Frühzeitige Diagnosen und richtige Behandlungen verbessern jedoch Symptome und Lebensqualität. Sekundärpräventive Maßnahmen zielen daher auf die Früherkennung der Krankheit bei symptomatischen Risikopersonen ab.

Bei bereits erkrankten Patienten ist das Ziel, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Ein konsequenter Rauchstopp steht im Vordergrund. Medikamente wie langwirksame Bronchodilatatoren oder inhalative Kortikosteroide kontrollieren Symptome und Entzündungen. Makrolide, PDE-4-Hemmer, Antioxidanzien und Biologika helfen, Exazerbationen zu vermeiden. Ärzte sollten auch Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose gezielt behandeln. Weitere präventive Maßnahmen sind Impfungen, ein gesünderer Lebensstil und Lungen-Rehabilitation.

Die begrenzten Ressourcen der globalen Gesundheit erfordern klare Programm- und Forschungsprioritäten. Die Autoren der Studie benennen zentrale Forschungsschwerpunkte, darunter nicht-tabakassoziierte Risikofaktoren, der Effekt von E-Zigaretten und der Einfluss von Armut und Bildung.

Gleichzeitig geben sie auch programmatische Handlungsempfehlungen, z.B. zur wirksamen Primärprävention oder für erschwingliche Entwöhnungsprogramme. Sie empfehlen einen koordinierten und mehrgleisigen Ansatz, um die Krankheitslast der COPD zu senken.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum pneumo