7. Okt. 2025Öffentliches Impfprogramm Influenza

Zweite Saison der Gratis-Grippeimpfung startet

Nur rund 10% der österreichischen Bevölkerung sind gegen Influenza geimpft. Im zweiten Jahr der kostenfreien Impfung will man die Impfrate weiter erhöhen und die Erkrankungsrate eindämmen.

Arzt füllt ein internationales Impfzertifikat aus
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Mit Herbstbeginn startet auch wieder die Grippesaison. Derzeit gibt es ca. 450 Influenza-Erkrankte in Österreich, eine endemische Ausbreitung der Grippe ist für Ende Dezember/Anfang Jänner zu erwarten.

Erkrankung mit Folgekosten

Jährlich fallen 2,4 Millionen Krankenstandstage durch Atemwegserkrankungen an, und es kommt zu 2000 bis 4000 Todesfällen infolge von Influenza. Durch eine breitere Akzeptanz der Influenza-Impfung könnten viele schwere Erkrankungsverläufe, Hospitalisierungen und Todesfälle verhindert werden.

In der Saison 2025/26 wird österreichweit zum zweiten Mal ein kostenfreier Zugang zur Grippeimpfung für alle Bevölkerungsgruppen angeboten, und das in einem größeren Volumen als im Vorjahr. Eine Impfung ist ab sofort möglich und wird grundsätzlich allen empfohlen. Ansprechpartner für die Impfung sind in erster Linie niedergelassene Ärzte, es gibt aber auch Impfaktionen in Firmen, in Gesundheitsämtern, in Alters- und Pflegeheimen, zum Teil auch in Schulen.

Niedrige Impfrate in Österreich

Laut WHO und EU wäre es das Ziel, dass 75% der Bevölkerung gegen Influenza geimpft sind, doch davon ist man in Österreich noch weit entfernt. Derzeit sind nur rund 10% der Erwerbstätigen geimpft, bei Kindern unter zwei Jahren und Senioren beträgt die Durchimpfungsrate immerhin 20%.

Für diese beiden Gruppen ist die Impfung auch besonders wichtig, da 60% der Hospitalisierungen und 90% der Todesfälle gerade sie betreffen. „Unter den Bundesländern ist Wien Spitzenreiter, hier sind fast 25% der Bevölkerung geimpft“, betont MR Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten in der Österreichischen Ärztekammer.

Wer sich impfen lassen sollte

Influenza ist nicht harmlos, sondern potenziell lebensbedrohlich. Deshalb wird die Impfung grundsätzlich für alle Menschen empfohlen, besonders aber für die Risikopopulation, nämlich Säuglinge ab 6 Monaten, Kleinkinder, Schwangere, Senioren, Personen mit Grunderkrankungen (kardiovaskuläre, respiratorische, renale, metabolische Erkrankungen). Auch Personen, die von Berufs wegen einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind (Gesundheitswesen, Gastronomie, Lebensmittelhandel, Kinderbetreuung), und Reisende sollten sich bevorzugt impfen lassen.

Dr. Andreas Krauter, MBA, Leitender Arzt und Fachbereichsleiter der Medizinischen Dienste Österreichische Gesundheitskasse, weist darauf hin, dass die Influenza-Impfung nicht nur den Einzelnen schützt, sondern dass „die Impfung auch dazu beitragen kann, das Gesundheitssystem zu entlasten, da damit Hospitalisationen und Arztbesuche vermieden werden können“.

Neuerungen in der Saison 2025/26

Priv.-Doz. Mag. Dr. Maria Paulke-Korinek, PhD, DTM, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium, erläutert einige Neuerungen im heurigen Impfprogramm Influenza: Es stehen in dieser Saison mit 1,4 Millionen um 15% mehr Impfdosen als im Vorjahr zur Verfügung, die Mindestbestellmenge pro Arzt beträgt 18 Dosen. Der Bestellvorgang wurde insgesamt verbessert, nachdem die Ärztekammer im Vorjahr Kritik an der Logistik geübt hatte.

Paulke-Korinek weist weiters darauf hin, dass die Impfung in den e-Impfpass eingetragen werden muss, was auch für die Statistik wichtig ist. Es stehen heuer insgesamt drei Impfstoffe zur Verfügung: ein inaktivierter, trivalenter Impfstoff (Totimpfstoff) für Personen aller Altersgruppen, ein adjuvantierter Impfstoff für Senioren ab 60 Jahre und ein nasaler Lebendimpfstoff für Kinder und Jugendliche (2–18 Jahre). „Der impfende Arzt weiß in der Regel am besten, welcher Impfstoff für wen am besten geeignet ist“, so Paulke-Korinek. Die Tatsache, dass es heuer einen 3-fach-Impfstoff (statt wie bisher 4-fach) gibt, ist darauf zurückzuführen, dass die Yamagota-B-Linie des Influenza-Virus eradiziert wurde.

Rolle der Arbeitsmediziner ausbauen

Dr. Eva Höltl, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin, spricht die niedrige Durchimpfungsrate von rund 10% bei erwerbstätigen Menschen (insgesamt ca. 4 Mio. Personen) an. Etwa die Hälfte davon arbeitet in Großbetrieben und hat damit Arbeitsmediziner (insgesamt ca. 1000) regelmäßig direkt vor Ort zur Verfügung.

Diese genießen das Vertrauen der Arbeitnehmer und könnten im Bereich Health Literacy und Prävention einen wertvollen Beitrag leisten. Doch laut Gesetz sind diese Themen und somit auch Impfungen (außer zur Verhinderung von Berufskrankheiten) nicht Aufgabe der Arbeitsmedizin. „Das ist eine vertane Chance“, bedauert Höltl. Dieser Zustand sollte ihrer Meinung nach dringend geändert werden, was aber nur auf politischer Ebene zu erreichen sein wird.