20. Sep. 2025Zusammenhang zwischen Feinstaub und Ekzeme

Luftverschmutzung macht auch die Haut krank

Ekzeme zählen zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen – Tendenz steigend. Besonders auffällig ist dieser Trend in industrialisierten Ländern. Ein möglicher Umwelt-Faktor für den Anstieg an Ekzemen ist die Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser ≤ 2,5 μm (PM2,5) steht im Verdacht, atopische Hautreaktionen auszulösen.

Schlot eines Industriebetriebes mit Rauch. Symbolfoto für Umweltschutz und Ozon.
Gina Sanders/stock.adobe.com
Die Prävalenz von Ekzemen hat mit der Industrialisierung weltweit zugenommen.

Neben genetischen und immunologischen Faktoren geraten zunehmend Umwelt-Bedingungen in den Fokus der Forschung. Eine US-amerikanische Studie liefert nun deutliche Hinweise darauf, dass Umwelt-Verschmutzung – insbesondere durch Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von ≤2,5μm (PM2,5) – ein relevanter Risikofaktor für das Auftreten von Ekzemen ist.

Partikel dieser Größe sind klein genug, um tief in die Atemwege einzudringen und möglicherweise über Alveolarepithelzellen zu diffundieren, in die Zellen selbst einzudringen und sich über das Gefäßsystem oder die Lymphe zu anderen Organen auszubreiten, schreiben die Autorinnen und Autoren.

So kleine Partikel können die distalen Atemwege erreichen und über die Alveolen in den Körper gelangen. Dadurch können diese Partikel vermutlich auch über Hautzellen diffundieren und in diese eindringen, meinen die Forschenden.

Eine Rolle spielt vermutlich die Aktivierung des Aryl-Hydrocarbon-Rezeptors (AhR). Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), ein Bestandteil des Feinstaubs, fungieren dabei als Liganden und lösen eine Immunantwort aus.

PM2,5 kann zur Entstehung oder Verschlimmerung von Ekzemen beitragen, indem es oxidativen Stress verursacht, die Hautbarriere schwächt und entzündliche Prozesse auslöst. Besonders betroffen sind Menschen mit bereits gestörter Hautbarriere, wie sie bei atopischer Dermatitis typisch ist.

Studiendesign

Ziel der vorliegenden Studie war es, das Risiko für Ekzeme in Abhängigkeit von der PM2,5-Belastung bei Erwachsenen zu untersuchen. Die Studie basiert auf Daten von über 287.000 Erwachsenen aus dem nationalen US-Forschungsprogramm All of Us. Dieses schließt gezielt auch unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen ein.

Über 12.000 Personen in der Kohorte wiesen eine gesicherte Ekzem-Diagnose auf. Die Forschenden verknüpften die Wohnorte der Teilnehmenden mit Ekzemen mit den regionalen Feinstaubwerten aus einem großen Umwelt-Datensatz (CACES).

Umwelt und Ekzeme: Signifikanter Zusammenhang

In dieser großen, vielfältigen Kohorte erwachsener US-Amerikaner bestand eine positive Assoziation zwischen Ekzemen und der PM2,5-Konzentration. Die berechneten Odds Ratios zeigten, dass das Risiko für ein Ekzem um das 2,4-Fache anstieg, wenn die PM2,5-Konzentration um 10 μg/m³ in der Umwelt zunahm.

Auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Einkommen, BMI, Urbanität, Rauchen und atopische Komorbiditäten, darunter Nahrungsmittelallergie, allergische Rhinitis, Asthma und eosinophile Ösophagitis.

Die Ergebnisse fügen sich in ein wachsendes Bild internationaler Forschung. In einer deutschen Kohorte lag die OR bei 2,20, ähnlich wie in der aktuellen US-Studie. Auch australische und taiwanesische Daten zeigten einen klaren Zusammenhang zwischen PM2,5 und positiver Hautreaktion in Allergietests. Diese Studien „stützen zusammen mit unserer Analyse ein etwa doppelt so hohes Ekzem-Risiko bei einem Anstieg der PM2,5-Konzentration um 10 μg/m³“, so das Fazit der Autorinnen und Autoren.

Klinische Relevanz

Da bereits „mäßige“ Luftqualitätsindex-Werte (AQI) einem Bereich entsprechen, in dem signifikant erhöhte Ekzem-Risiken bestehen, geben die Forschenden Handlungsempfehlungen:

  • Aufenthalt im Freien bei schlechter Luft vermeiden
  • Raumluft filtern
  • Haut im Freien bei erhöhter PM2,5-Belastung bedecken

Die Studie punktet mit einer sehr großen Stichprobe, validierten Diagnosen aus elektronischen Gesundheitsakten (EHR), standardisierten Luftqualitätsdaten und der Einbeziehung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Gleichzeitig weisen die Autorinnen und Autoren aber auch auf Limitationen hin. Die geografische Zuordnung erfolgte nur auf Basis dreistelliger Postleitzahlen, was keine feinkörnige Analyse erlaubt. Zudem lagen PM2,5-Daten nur bis 2015 vor – eine gewisse zeitliche Diskrepanz zur Gesundheitsdatenerhebung besteht also.