Prävention und Früherkennung von Diabetes mellitus in Österreich
Erstmals liegen umfassende Daten zur Verbreitung von Diabetes und Prädiabetes in Österreich vor – etwa über 6,5 Millionen Nüchternblutzuckerwerte sowie Prävalenzdaten aus Arztpraxen und Spitälern. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle und betonen die Bedeutung früher Erkennung und Prävention.

In einer großen Studie aus Oberösterreich wurden die HbA1c-Werte von über 3000 erwachsenen Krankenhauspatienten und -patientinnen untersucht. Das Resultat: 51,5 % litten an Diabetes oder einer Vorstufe, oft ohne es zu wissen. Besonders betroffen waren ältere Menschen: In der Altersgruppe 70–79 Jahre hatte über ein Drittel der Betroffenen Diabetes. Bei 73 Personen wurde die Erkrankung erst während des Spitalsaufenthalts entdeckt.
„Diese Daten sind ein Weckruf“, so ÖDG-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching. Die routinemäßige HbA1c-Bestimmung bei Krankenhausaufnahmen müsse Standard werden, um Versorgungslücken zu schließen und Folgeerkrankungen zu verhindern. Die Studie zeigt auch, dass Diabetes häufig mit Herzschwäche, Bluthochdruck und Gefäßverkalkung einhergeht. Das unterstreicht die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnose, da diese Begleiterkrankungen oft durch Diabetes mitverursacht werden.
In einer weiteren Analyse der ÖDG wurden 6,5 Millionen Nüchternblutzuckerwerte von 2017 bis 2023 ausgewertet. Ergebnis: 7 % der Teilnehmenden hatten bekannten Typ-2-Diabetes, 3 % einen unentdeckten, bei 20 % wurde Prädiabetes festgestellt. „Dass 3 % der untersuchten Erwachsenen, die eine Vorsorgeuntersuchung wahrnahmen, an unentdecktem Diabetes leiden, ist besorgniserregend“, so Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Harald Sourij. Frühzeitige Komplikationen wie Gefäß- oder Nervenschäden können bereits bei unerkannter Stoffwechselstörung auftreten. Auch die Lebensqualität ist oft reduziert.
Die ÖDG betont die zentrale Rolle von Hausärzten und Hausärztinnen bei der frühzeitigen Erkennung. Neue Daten aus Dänemark zeigen, dass 20 % der Menschen mit Prädiabetes innerhalb von fünf Jahren an Diabetes erkranken. Die DPP-Studie belegt, dass Lebensstiländerungen das Risiko um 58 %, Metformin um 31 % senken können. Neue Inkretin-Medikamente wie GLP-1- und duale Rezeptoragonisten zeigen vielversprechende Ergebnisse. Studien wie SCALE, STEP 10, SELECT und SURMOUNT-1 belegen deutliche Verbesserungen bei Gewicht, Blutzucker und kardiometabolischer Gesundheit. Besonders Tirzepatid reduzierte die Diabetesprogression um 93 %. Allerdings lassen die Effekte nach Absetzen der Therapie nach, was langfristige Strategien erforderlich macht.
ÖDG – Österreichische Diabetes Gesellschaft
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