Fremdfäkalien mit Potenzial bei Morbus Parkinson
Der fäkale Mikrobiotatransfer könnte auch beim Morbus Parkinson Linderung bringen. Denn es bestehen Zusammenhänge zwischen der speziellen Darmflora von Betroffenen und motorischen Symptomen der neurodegenerativen Erkrankung.
Bei Parkinson liegt häufig eine intestinale Dysbiose vor. Für einige Darmbakterien findet sich eine Korrelation mit den Symptomen und dem Schweregrad der Erkrankung. Andere Keime wiederum können die intestinale Aufnahme des Therapeutikums Levodopa beeinträchtigen.
So fasst ein Team um Dr. Mathilde d’Esneval vom Universitätsspital Genf die Evidenzlage zusammen.
FMT als Behandlung gegen Morbus Parkinson?
Eine wichtige Rolle bei diesen Vorgängen spielt α-Synuclein. Lokale und systemische Entzündungen führen unter anderem dazu, dass das Protein im Darm akkumuliert und sich prionenartig vom enteralen ins zentrale Nervensystem ausbreitet. Vor diesem Hintergrund könnte ein durch fäkalen Mikrobiotatransfer (FMT) verändertes Mikrobiom ein vielversprechender Behandlungsansatz sein. Evidenz für dessen klinischen Nutzen gibt es z. B. beim Reizdarm.
Experimentelle Studien zum M. Parkinson mit genetisch prädisponierten Mäusen zeigen, dass die Anreicherung der Mikrobiota durch Amyloid-produzierende Bakterien die Kumulation von α-Synuclein, motorische Defizite und Entzündungen in Darm und Gehirn verschlimmert.
Grüner Tee verbesserte Symptome in Mäusen
Die Einnahme des pflanzlichen Polyphenols Epigallocatechingallat, das unter anderem in grünem Tee vorkommt, verringerte dagegen motorische Störungen und die Anhäufung des Proteins im Gehirn. Im Rotenon-Modell der Maus erwies sich der FMT als vorteilhaft. Die Mäuse erlangten eine gesunde Darmflora zurück, zudem verbesserten sich Permeabilität und Funktion des Darms sowie die motorischen Parkinson-Symptome. Der FMT reduzierte zudem die Konzentration an entzündungsfördernden Lipopolysacchariden sowie die Entzündung in Darm und Gehirn und besserte die Funktion der Blut-Hirn-Schranke.
In einer ersten Phase-II-Studie verbesserte die nasojejunale Transplantation von Stuhl gesunder Menschen den Motorik-Score MDS-UPDRS III (The Movement Disorder Society Unified Parkinson‘s Disease Rating Scale – part III) um durchschnittlich 5,8 Punkte, bei Transfer von eigenem Stuhl um 2,7 Punkte. Das verweist auf das Potenzial des FMT als Therapieoption, was in größeren Kohorten näher untersucht werden sollte. Weitere Doppelblindstudien laufen bereits, so die Autorengruppe.