Schlaganfall bei Kindern
Obwohl bei Kindern sehr selten, können einseitige Lähmungserscheinungen ein mögliches Warnzeichen für einen Schlaganfall sein, der wie bei Erwachsenen rasch behandelt werden sollte.
„Häufige Warnzeichen sind plötzliche halbseitige Lähmungen, z.B. im Gesicht bzw. von Arm und Bein auf einer Körperhälfte, Muskelschwäche, Geh- oder Sprachstörungen. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Krampfanfälle und bei Schulkindern plötzliche sehr starke Kopfschmerzen weitere mögliche Symptome sein“, beschreibt Priv.-Doz. Dr. Matthias Baumann, Leitung der Arbeitsgruppe Neuropädiatrie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Mitautor in einer Veröffentlichung zu diesem Thema in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädologie“ (Der pädiatrische Schlaganfall: Time is brain). Eine rasche Diagnose, z.B. mithilfe eines MRTs ist wichtig, um umgehend die entsprechende Therapie einleiten zu können und Folgeschäden zu vermeiden. Bei Kindern liegt - im Gegensatz zu Erwachsenen, die diese Beschwerden zeigen - in vielen Fällen kein Schlaganfall vor. Dennoch sollten Eltern über die Möglichkeit informiert sein, um rasch handeln zu können.
Infektionen können bei Risikokindern Gefahr erhöhen
Die Ursachen für Schlaganfälle im Kindesalter unterscheiden sich von denen bei Erwachsenen. Bei Letzteren erhöhen Bluthochdruck, Rauchen, Vorhofflimmern und eine Zuckererkrankung das Risiko. Bei Kindern beeinflussen andere Faktoren, wie bestimmte Herzfehler, Herzrhythmusstörungen oder Gefäßfehlbildungen, ob das Kind einen Schlaganfall erleidet. Infektionen der oberen Luftwege, eine akute Mittelohrentzündung oder Infektionen mit Borrelien, Herpes-Viren, Ringelröteln oder Windpocken, können dann beispielsweise die Gefahr erhöhen. Sie können entzündliche Gefäßreaktionen hervorrufen und Schwellungen an der Gefäßwand auslösen, die in der Folge zu Durchblutungsstörungen führen. Bei 10-20% der Fälle bleibt die Ursache für den Schlaganfall jedoch unbekannt. “Glücklicherweise erholen sich Kinder i.d.R. besser als Erwachsene, denn das kindliche Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung, die neuronalen Schaltkreise haben sich noch nicht vollständig ausgebildet, sodass das sich neuen Schaltkreise und Verknüpfungen leichter bilden können“, so Priv.-Doz. Dr. Baumann, der der Abteilung Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie am Department für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Innsbruck vorsteht.
Statistisch gesehen sind 1 bis 8 Kinder unter 100.000 Kindern jährlich von einem Schlaganfall betroffen. Dieser gehört weltweit zu den 10 häufigsten Todesursachen im Kindesalter. Die meisten Fälle treten in dieser Lebensphase bei Säuglingen und Vorschulkindern sowie bei Jugendlichen auf.
Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)