29. Okt. 2024Entscheidend ist das biologische Verhalten

ÖGP: „Interstitielle Lungenerkrankungen sind nicht kompliziert“

Als interstitielle Lungenerkrankungen wird eine große Gruppe diffuser Krankheiten der Lunge bezeichnet, die das gesamte Organ, also Alveolen, Bindegewebe, Bronchien und Gefäße, betreffen. In der Klinik zählt vor allem die Frage, ob diese Krankheiten progredient verlaufen oder nicht.

Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs eines Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung und rechtsseitigem Pleuraerguss.
SOPONE/AdobeStock

Die Bezeichnung „interstitielle Lungenerkrankungen“ sei insofern bemerkenswert, als sich in der Lunge überhaupt kein Interstitium finde, so Prof. Dr. Martina Koziar Vašáková von der 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Diese Gruppe von Erkrankungen werde häufig als ausgesprochen komplex und verwirrend wahrgenommen. Allerdings stellen sich die Dinge aus einer klinischen Perspektive sehr viel einfacher dar, erläutert Vašáková. Die Erkrankungen können akuter Natur sein, wie Läsionen der Alveolen, Inflammation oder Bildung von Granulomen, oder chronisch verlaufen und in diesem Fall häufig in Richtung Fibrosierung tendieren. Entscheidend seien das biologische Verhalten und damit die therapeutischen Konsequenzen, so Vašáková. Es sind inflammatorische Verläufe ebenso möglich wie fibrotische, gemischt inflammatorische und fibrotische sowie progredient fibrotische. Vašáková: „ILD sind nicht kompliziert. Sie sind letztlich sehr einfach. Entscheidend ist das biologische Verhalten.“

Das Prinzip aller dieser Erkrankungen ist das gleiche: Extrinsische Faktoren wie Umweltschadstoffe, Keime, Strahlen oder Medikamente schädigen die Lunge. Intrinsische Faktoren wie Alter, Komorbiditäten sowie der genetische Hintergrund beeinflussen den Heilungsprozess. Dies kann unterschiedliche Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer progredienten Fibrosierung der Lunge und damit zum Verschwinden von Lungenparenchym. Die Häufigkeit interstitieller Lungenerkrankungen nimmt aktuell stark zu. Aktuelle Daten aus den USA zeigen eine Prävalenz zwischen 2,4 und 2,98 auf 10.000 Personen. Die weltweit höchste Prävalenz hat Südkorea mit 4,5/10.000.1 Vašáková: „Wir haben es hier nicht mehr mit Orphan Diseases zu tun.“

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum pneumo