Massiver Anstieg der Pertussisfälle
Gegenüber dem gesamten Jahr 2023 haben sich die Keuchhustenfälle bis 13.8.2024 bereits mehr als 14-fach erhöht.
Die Ärztekammer für Wien schlägt angesichts der massiv angestiegenen Pertussis-Fälle in diesem Jahr Alarm. Laut Epidemiologischem Meldesystem (EMS) seien in Wien mit Stand 13.8.2024 seit Jahresbeginn bereits 985 Keuchhustenfälle bestätigt worden. Das sind mehr 14-mal so viele Fälle wie im gesamten Jahr 2023. Eine APA-Anfrage an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ergab, dass es österreichweit bereits 9.972 Fälle waren (Stand 20.8.2024). Im gesamten Vorjahr waren es zum Vergleich 2.780 Fälle. Auch das war bereits ein deutlicher Anstieg gegenüber den Lockdown-bedingten ruhigeren Jahren 2020 (632 Fälle), 2021 (129 Fälle) und 2022 (164 Fälle).
Wien ist dabei in diesem Jahr nicht einmal das Bundesland mit den meisten Keuchhusten-Erkrankungen. Tirol meldete bereits 2.460 Fälle, Oberösterreich 1.933, die Steiermark 1.585, Niederösterreich 1.280 und Salzburg 1.069. Nur in Vorarlberg (316), dem Burgenland (201) und Kärnten (164) sind es weniger Fälle als in der Bundeshauptstadt.
Großes Leid durch Impflücken
„Die großen Impflücken sind für den erschreckenden Anstieg an Keuchhustenfällen in Wien und ganz Österreich verantwortlich und müssen rasch geschlossen werden. Denn Keuchhusten ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die für Säuglinge lebensbedrohlich sein kann. Wir fordern daher zum wiederholten Mal, die notwendige Auffrischung der Vierfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und Keuchhusten endlich kostenlos anzubieten“, appelliert Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer. Die Politik müsse auch in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für den Stellenwert von Impfungen schaffen, um die Impfbereitschaft zu steigern.
Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Wien, berichtet aus der täglichen Arbeit in der Ordination: „Die aktuelle Situation ist besorgniserregend und auch in der täglichen Arbeit spürbar. In meiner Ordination in Floridsdorf habe ich seit Jahresbeginn bereits 7 bestätigte Fälle registriert, in den vergangenen 14 Jahren keinen einzigen. Auch Kolleginnen und Kollegen zeichnen ein ähnliches Bild. Die Verantwortlichen müssen daher rasch handeln“, mahnt die Allgemeinmedizinerin.
Sie fordert, neben der kostenlosen Auffrischungsimpfung auch Tests auf Pertussis – so wie auch für Influenza, RSV und SARS-CoV-2 – gratis zur Verfügung zu stellen. „Es braucht endlich eine zeitnahe und kostenlose Diagnostik, um rasch mit der geeigneten Therapie beginnen zu können. Diese kann die Ansteckungszeit je nach Antibiotikum auf 5–7 Tage verkürzen“, so Kamaleyan-Schmied.
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- Presseaussendung der Ärztekammer für Wien, 21.8.2024
- APA