EFIC: Gezielt gegen den Krebsschmerz vorgehen
Onkologische Schmerzen sind ein heterogenes Phänomen mit somatischen, viszeralen und neuropathischen Komponenten. Eine wirksame Therapie des Krebsschmerzes muss diese Heterogenität berücksichtigen und die einzelnen Schmerzkomponenten mit adäquaten Mitteln adressieren.
„Die beste Voraussetzung für eine adäquate Behandlung onkologischer Schmerzen liegt in einem mechanistischen Zugang zum sehr heterogenen Phänomen ‚Krebsschmerz‘“, so Dr. Oscar de Leon-Casasola, Leiter der Schmerzmedizin am Roswell Park Comprehensive Cancer Center in Buffalo, New York. Krebsschmerz kann als somatischer, viszeraler oder neuropathischer Schmerz oder in gemischten Formen auftreten. Somatische Schmerzen gehen beispielsweise von Metastasen in der Muskulatur (etwa in die Brustwand bei Lungenkrebs) oder in Knochen (Multiples Myelom, Lungen- oder Prostata-Karzinom etc.) aus. Viszerale Schmerzen verursachen beispielsweise ein Pankreaskarzinom oder Lebermetastasen mit Dehnung der Kapsel. Sobald allerdings Lymphknoten involviert sind, handelt es sich um keinen reinen viszeralen Schmerz mehr, so de Leon-Casasola. Auch Zystitis oder Enteritis infolge von Bestrahlung fallen in die Kategorie viszeraler Schmerz. Neuropathische Schmerzen entstehen einerseits durch Tumorinvasion in Nervenstrukturen, darüber hinaus aber auch durch Chemotherapie induziert oder im Rahmen postchirurgischer Schmerzsyndrome, wie sie etwa nach Thorakotomie oder nach Mastektomie auftreten können. Eine diagnostische Abgrenzung ist insofern einfach, als sich Schmerz infolge von Tumorinvasion dem Versorgungsgebiet eines bestimmten Nervs bzw. definierten Dermatomen zuordnen lässt. Allerdings kann es auch im Rahmen paraneoplastischer Syndrome zu neuropathischen Schmerzen kommen. In solchen Fällen ist die (Differenzial-)Diagnostik komplex und sollte einem spezialisierten Zentrum überlassen bleiben. Insgesamt sei neuropathischer Schmerz bei onkologischen Patientinnen und Patienten häufiger eine Folge der Therapie als der Erkrankung.
Risikofaktoren für unkontrollierten Krebsschmerz sind jedenfalls bekannt. Eine an einer Schmerzklinik durchgeführte Auswertung von mehr als 300 konsekutiven Patientinnen und Patienten identifizierte Strahlentherapie, Analgetika-Verschreibungen vor der Vorstellung bei der Schmerztherapeutin bzw. beim Schmerztherapeuten, neuropathischen Schmerz, hohen Bedarf nach emotionaler Unterstützung sowie hohe Werte auf dem Brief Pain Inventory (BPI). Insgesamt halten die Autorinnen und Autoren dieser Arbeit fest, dass in der Behandlung onkologischer Schmerzen nach wie vor viel Raum für Verbesserungen besteht.1
Chronische Schmerzen auch bei Langzeitüberlebenden
Weiterlesen
- Reis-Pina P et al. J Pain Res. 2017 Aug 31; 10:2097–2107
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