ATS 2024: Mykobakterien auf dem Vormarsch
Infektionen mit nichttuberkulösen Mykobakterien sind in Europa selten, nehmen jedoch weltweit an Bedeutung zu. Gefährdet sind neben Immunsupprimierten vor allem Patientinnen und Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen.
Neben der zunehmenden Verbreitung der Tuberkulose gewinnen auch Infektionen mit nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM), früher als „atypische“ oder „ubiquitäre“ Mykobakterien bezeichnet, auch in den Industriestaaten an Bedeutung. Diese Bakterien sind mit mehr als 150 Spezies in der Umwelt vertreten und zumeist wenig pathogen. Doch krankheitsrelevante Infektionen mit diesen Keimen nehmen zu, wie Prof. Dr. Ashley Losier von der Yale University ausführt. Als opportunistische Pathogene können die NTM eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verursachen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit strukturellen Lungenkrankheiten oder einem kompromittierten Immunsystem. Besonders hoch ist die Prävalenz dieser Erkrankungen in Afrika, aber auch in Asien und Australien sind symptomatische NTM-Infektionen deutlich häufiger als in Europa.1 Für die USA wurde in den Jahren 2008–2015 annähernd eine Verdoppelung der Erkrankungszahlen festgestellt, wobei die Fallzahlen mit 16 auf 100.000 Personenjahre immer noch gering sind.2
Personen mit Bronchiektasen besonders gefährdet
Das individuelle Risiko wird durch Exposition, Virulenz der Erreger und Risikofaktoren des Wirts bestimmt, so Losier. Quellen von NTM-Infektionen können beispielsweise Biofilm in Duschen oder Kontakt mit Erde bei der Gartenarbeit sein. Innerhalb des physiologischen Bereichs erhöhen niedriger BMI, höheres Alter und genetische Faktoren das Infektionsrisiko. Zu dramatischen Anstiegen des individuellen Risikos führen bestimmte Lungenerkrankungen – allen voran Bronchiektasen, durch die das Risiko einer NTM-Infektion um mehr als den Faktor 20 ansteigt. Aber auch die Verwendung inhalativer Kortikosteroide erhöht die Wahrscheinlichkeit einer NTM-Infektion auf mehr als das Vierfache.3
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- Griffith DE et al., Am J Respir Crit Care Med 2018; 198(12):1559–1569
- Kim JY et al., Chest 2023; 164(5):1108–1114
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