14. Mai 2024Schlafdauer im Alter

Kurze Nächte schwächen das Hirn

Schlechter Schlaf und kognitive Probleme gehen Hand in Hand. Ursprünglich wurde eine schleichende Degeneration der Schlafzentren im Gehirn vermutet. Allerdings könnte auch zu kurzer oder unregelmäßiger Schlaf pathologische Prozesse begünstigen.

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Depressiver älterer Mann liegt im Bett und kann wegen Schlaflosigkeit nicht schlafen
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Methoden

Für die retrospektive Längsschnittstudie nutzten die Forschenden aus den USA Daten der Seattle Longitudinal Study. Darin hatten 826 Teilnehmende von 1993–2012 zu fünf Zeitpunkten Angaben zu ihren Schlafgewohnheiten gemacht. Von 1997–2019 waren sie außerdem wiederholt neuropsychologisch untersucht worden (u.a. mittels Mini-Mental-Status-Test und Mattis-Demenz-Skala). Das Durchschnittsalter zu Beginn der Studie lag bei rund 76 Jahren.

Ergebnisse

Eine Schlafdauer von bis zu sechs Stunden täglich wurde als kurz klassifiziert, sieben Stunden als mittel und mehr als acht Stunden als lang. Das Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung im Langzeitverlauf stieg für jene, die fortlaufend weniger als sechs Stunden schliefen, stark an (HR 2,79). Aber auch Menschen mit einer zunehmenden Variabilität ihrer Schlafdauer waren stärker gefährdet (HR 2,22). Dagegen hatten jene, deren Schlafdauer sich über die Zeit kontinuierlich verkürzt hatte, kein erhöhtes Risiko für kognitive Einschränkungen.

Fazit

Für die Schlafvariabilität als Demenztreiber haben die Autorinnen und Autoren verschiedene Erklärungen. Sie könnte etwa durch somatische oder psychiatrische Komorbiditäten von Schlafstörungen zustande kommen, wie Depression, chronische Schmerzen oder Diabetes. Andererseits ist fast nur im Schlaf das glymphatische System aktiv, das mutmaßlich zum Abbau von Eiweißen wie Beta-Amyloid, Tau-Protein oder Alpha-Synuclein im Gehirn beiträgt. Schlafentzug scheint diese Clearance zu verlangsamen.

Quelle: Keil S et al.: Longitudinal sleep patterns and cognitive impairment in older adults. JAMA Network Open 2023; 6:e2346006

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy