23. Apr. 2024Aus der Fachliteratur

Urbane Vegetation und Asthmarisiko bei Kindern

Städtische Grünflächen können in Abhängigkeit von der Pollenexposition sowohl protektive als auch risikoerhöhende Auswirkungen auf die Entwicklung von kindlichem Asthma haben.

Inhaltsverzeichnis
Big oak tree in the park at historical center of Vienna, Austria
oleksandr.info/AdobeStock

In der Forschung zu kindlichem Asthma wurden bereits verschiedene Risikofaktoren wie Lebensstil, genetische Prädisposition, elterliche Einflüsse und Umwelteinflüsse identifiziert. Besondere Aufmerksamkeit wird der Exposition gegenüber städtischer Vegetation gewidmet. Während grünere städtische Bereiche durch Verringerung der Exposition gegenüber Luftverschmutzung, Lärm und Hitze schützend wirken können, kann die gleichzeitige Exposition gegenüber Aeroallergenen wie Pollen das Risiko erhöhen. Dabei können unterschiedliche Typen von städtischer Vegetation unterschiedliche Auswirkungen haben.

Methodik

Die Studie führte eine retrospektive Kohortenanalyse durch, die Kinder umfasste, die zwischen April 2006 und März 2014 in Toronto geboren wurden. Es wurden Daten zur Wohnlage, zur Pollen- und Vegetationsexposition ausgewertet und mit Asthmadiagnosen verknüpft, die bis zum 6. Lebensjahr erfasst wurden. Zur Analyse der Daten wurden Cox-Proportional-Hazards-Modelle verwendet.

Ergebnisse

Von 214.211 untersuchten Kindern wurden 28.543 (13,3%) mit Asthma diagnostiziert. Die durchschnittliche Asthmadiagnose erfolgte mit 22 Monaten. Eine höhere pränatale Pollenexposition und eine erhöhte Pollenexposition im 1. Lebensjahr waren mit einem gesteigerten Asthmarisiko assoziiert. Hingegen zeigte eine größere Baumdachfläche eine schützende Wirkung. Allerdings wurde der schützende Effekt der Baumdachfläche durch hohe Konzentrationen von Unkrautpollen während der Kindheit abgeschwächt.

Die Exposition gegenüber Grünflächen in städtischen Umgebungen kann zu einem positiven Kontakt mit Mikrobiota führen, was die positive Entwicklung des Immunsystems durch erhöhte Aktivität der natürlichen Killerzellen sowie stärkere entzündungshemmende und antiasthmatische Effekte fördern kann, meinen die Autorinnen und Autoren. „Unsere Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass ein sensibles Fenster für die Entwicklung von kindlichem Asthma dann besteht, wenn die Exposition gegenüber Unkrautpollen zwischen dem späteren Ende der pseudoglandulären Periode, der kanalikulären Periode und dem Beginn der sakkulären Periode auftritt. In diesem Zeitraum beginnt die zelluläre Differenzierung der leitenden Atemwege, die Luft-Blut-Schranke entsteht, die Alveolarbildung im Parenchym beginnt, die Bildung von Typ-I- und Typ-II-Epithelzellen erfolgt und die Synthese von Surfactant beginnt. Ein weiteres sensibles Fenster wurde für die Exposition während der ersten 3 Lebensjahre identifiziert.“

Fazit

Unterschiedliche Pollenarten und städtische Vegetation können das Asthmarisiko beeinflussen, wobei Unkrautpollen insbesondere während sensibler Entwicklungsphasen das Asthmarisiko steigern, während Baumdachflächen einen schützenden Effekt haben. Städtische Grünflächen können in Abhängigkeit von der Pollenexposition daher sowohl protektive als auch risikoerhöhende Auswirkungen auf die Entwicklung von kindlichem Asthma haben. Maßnahmen zur Kontrolle von Pollenbelastungen könnten daher in die Planung urbaner Grünflächen einfließen, um die Atemgesundheit von Kindern zu verbessern.

Quelle: Stanescu CH et al.: Early life exposure to pollens and increased risks of childhood asthma: a prospective cohort study in Ontario children. Eur Respir J 2024; 63:2301568; doi:10.1183/13993003.01568-2023