ÖGN: Wie die Bildgebung die Neurologie revolutioniert
Die Bildgebung spielt heute in der Diagnostik und damit letztlich auch der Behandlung der wichtigsten neurologischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Sie erlaubt beispielsweise beim Schlaganfall nicht nur eine rasche Diagnose, sondern liefert auch wertvolle Informationen für das therapeutische Vorgehen – beispielsweise mit interventionellen Methoden. „Es geht letztlich bei allen Erkrankungen um dasselbe“, sagt Univ.-Prof. Dr. Christian Enzinger, Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Neurologie, nämlich „rasche Diagnose, sichere Diagnose, Differenzialdiagnose, Auswahl und Monitoring der Therapie.“
Die technische Entwicklung in den vergangenen Jahren kann nur als rasant bezeichnet werden. Die ersten MRT-Bilder des Gehirns wurden 1981 publiziert, muten nach heutigen Maßstäben geradezu vorsintflutlich an und waren dennoch bereits aussagekräftiger als ein CT-Scan. Heute liefert beispielsweise ein 3D Flair Scan innerhalb weniger Minuten alle Informationen, die man in der Multiple-Sklerose-Diagnostik benötigt, so Enzinger. Heute erweitern höhere Auflösung, diffusionsgewichtete Sequenzen, schnellere Bilddatenakquise, höhere Feldstärken und paralleles Imaging die Möglichkeiten der Bildgebung.
Als aktuelle Herausforderung bezeichnet Enzinger diverse Prozesse der Standardisierung von Protokollen. Für den Fall der MS wurden solche in den MAGNIMS-CMSC-NAIMS-Empfehlungen festgelegt.1 Die Leitlinie hält auch fest, dass sowohl neue technische Möglichkeiten als auch weiterentwickelte Diagnosekriterien die Rolle der Bildgebung im Management der MS verändert haben. Rasche Diagnosen anhand verlässlicher Kriterien und dementsprechend auch früher Behandlungsbeginn sind bei dieser Erkrankung heute die Regel. Bei der MS dauert es heute von der klinischen Erstmanifestation bis zu Diagnose rund 3 Monate, während früher Jahre vergehen konnten.