ÖDG 2023: Inkretin-Rezeptor-Agonisten vs. bariatrische Chirurgie
Bariatrische Eingriffe können nicht nur eine erhebliche Gewichtsreduktion bewirken, sie führen auch bei adipösen Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes in einem hohen Prozentsatz zur Diabetes-Remission. Angesichts der ausgeprägten Effekte der Inkretinmimetika sowohl auf das Körpergewicht als auch auf den Blutzucker stellt sich heute die Frage, welchen Stellenwert die invasive bariatrische Chirurgie noch hat.
Die bariatrische Chirurgie führt nicht nur zum Verlust von Körpergewicht, sondern hat auch eine Vielzahl metabolischer Effekte. Es kommt zur Modifikation der intestinalen Hormonfreisetzung, zu veränderten Nahrungspräferenzen, zu Veränderungen des Energiehaushalts und des Stoffwechsels der Gallensäuren, Anpassungen des Mikrobioms sowie zur Reduktion von systemischer Inflammation und oxidativem Stress, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik von der Medizinischen Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie an der Klinik Landstraße in Wien. Damit steigen die Chancen auf Remission eines bestehenden Typ-2-Diabetes. Über 1–2 Jahre nach einem bariatrischen Eingriff nehmen die Inkretin-Effekte, die Insulinsekretion, die Insulinsensitivität in der Leber und mit etwas Verzögerung auch die periphere Insulinsensitivität zu.
Eine Diabetes-Remission nach bariatrischer Chirurgie konnte mittlerweile in zahlreichen Studien demonstriert werden. Diese trat in der SOS-Studie nach 2 Jahren bei mehr als 70% der Probandinnen und Probanden ein. Allerdings waren Rückfälle häufig und betrafen nach 10 Jahren schließlich rund die Hälfte der Teilnehmenden.1
Die Effekte der bariatrischen Eingriffe sind weitgehend unabhängig von der eingesetzten chirurgischen Technik und waren zumindest vor einigen Jahren deutlich ausgeprägter als die Wirkung medizinischer Therapien, wie die STAMPEDE Studie zeigte. Lediglich das Magenband schneidet etwas schlechter ab als die invasiveren Techniken Sleeve-Gastrektomie oder der Roux-en-Y-Magenbypass.2
- Sjöström L, J Intern Med. 2013 Mar; 273(3):219–34
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- Rosenstock J et al., Lancet. 2023 Aug 12; 402(10401):529–544
- Yang Z et al., Front Pharmacol. 2022 Oct 25; 13:925377