EADV 2023: Tools zur dermatologischen Selbstuntersuchung
Auf dem Gebiet der Dermatologie hat es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei den Selbstuntersuchungsinstrumenten gegeben. Diese Hilfsmittel sollen die Patientinnen und Patienten in die Lage versetzen, eine aktive Rolle bei der Überwachung ihrer Hautgesundheit zu übernehmen, insbesondere bei der Erkennung von Krankheiten wie Hautkrebs, aber auch anderen dermatologischen Problemen. Die zunehmende Verfügbarkeit solcher Hilfsmittel wirft jedoch Fragen zu ihrer Wirksamkeit, ihren potenziellen Vor- und Nachteilen und ihrer Rolle in der Zukunft der dermatologischen Versorgung auf.
Vorteile von Selbstdiagnosetools
Einer der Hauptvorteile von Selbstdiagnosetools ist ihr Potenzial, die Früherkennung verschiedener Krankheiten, nicht nur von Hautkrebs, zu erleichtern. Die Früherkennung kann die Behandlungsergebnisse und die Prognose der Patientinnen und Patienten erheblich verbessern, erklärt Dr. Javiera Perez-Anker, Krankenhaus Clínic de Barcelona. Darüber hinaus können diese Hilfsmittel das Bewusstsein der Betroffenen für ihre eigene Gesundheit schärfen und sie ermutigen, umgehend eine medizinische Praxis aufzusuchen. Dieser proaktive Ansatz kann langfristig dazu beitragen, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Selbstuntersuchungsinstrumente haben auch das Potenzial, die Fernüberwachung zu unterstützen, was ein rechtzeitiges Eingreifen und ein langfristiges Gesundheitsmanagement ermöglicht. Und schließlich bieten sie den Patientinnen und Patienten Privatsphäre und Würde, da sie die Selbstuntersuchung diskret durchführen können.
Nachteile und Herausforderungen
Selbstuntersuchungsinstrumente bieten zwar zahlreiche Vorteile, sind aber auch nicht ohne Nachteile und Herausforderungen. Den Patientinnen und Patienten fehlt zumal das Fachwissen von Gesundheitsdienstleistern, was zu möglichen Fehldiagnosen führen kann. Tools mit künstlicher Intelligenz (KI), die in vielen Selbstuntersuchungsanwendungen enthalten sind, tendieren öfters dazu Überdiagnosen zu stellen, was bei den Betroffenen unnötige Ängste auslöst. Falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse sind ebenfalls möglich und beeinträchtigen die Genauigkeit der Diagnosen. Begrenzte Sichtbarkeit könnte zu suboptimalen Selbstuntersuchungspraktiken führen, insbesondere wenn Patientinnen und Patienten bestimmte Körperbereiche nicht untersuchen. Unterschiedliche Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer können die Zuverlässigkeit der Selbstuntersuchung beeinträchtigen. Perez-Anker hebt zudem hervor, dass ein übermäßiges Vertrauen in Selbstdiagnoseinstrumente Patientinnen und Patienten davon abhalten könnte, eine ärztliche Praxis aufzusuchen, und diese Tools möglicherweise regelmäßige Kontrolluntersuchungen ersetzen könnten.
Künftige Überlegungen
Die Schlüsselfrage besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen den positiven Vorteilen und Herausforderungen von Selbstuntersuchungsinstrumenten zu finden, zeigt sich Perez-Anker überzeugt. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Zielgruppen dieser Anwendungen zu berücksichtigen. Sollten sie für Personen ohne medizinische Kenntnisse, Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner oder Dermatologinnen und Dermatologen entwickelt werden? Die Zukunft könnte darin bestehen, die Tools auf bestimmte Benutzergruppen zuzuschneiden. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die Algorithmen und Datenbanken, die den KI-Tools zugrunde liegen, transparent und gut verständlich sind.
Aktuelle Trends und Technologien
In der heutigen Welt gibt es einen wachsenden Trend zu Smartphone-basierten Anwendungen für die Hautüberwachung, die Bewertung des Hautkrebsrisikos, die Dermatoskopie, die Teledermatologie und die Hautkrebserkennung. Die Verwendung von an Smartphones angeschlossenen Dermatoskopen hat die Dermatoskopie leichter zugänglich gemacht. Am Körper zu tragende Hautsensoren und Gentests werden immer ausgefeilter und ermöglichen eine Kombination von Technologien. Darüber hinaus können Betroffene jetzt Bilder zur Bewertung machen, um festzustellen, ob eine Hauterkrankung Anlass zur Sorge gibt. Diese Entwicklungen deuten auf eine Zukunft hin, in der Kombinationen von Instrumenten und Technologien einen umfassenden Ansatz für die Hautgesundheit bieten werden.
Medizinische Versorgung nicht ersetzen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Selbstuntersuchungsinstrumente in der Dermatologie vielversprechende Fortschritte bei der Früherkennung von Krankheiten, der Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten und der Fernüberwachung bieten. Sie sollten jedoch nicht die medizinische Versorgung oder das Fachwissen ersetzen, und die mit ihrem Einsatz verbundenen Herausforderungen sollten angegangen werden, betont Perez-Anker. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Vor- und Nachteilen von Selbstuntersuchungsinstrumenten unter Berücksichtigung der Zielgruppen und des technologischen Fortschritts ist für ihre erfolgreiche Integration in die dermatologische Versorgung unerlässlich.
„New tools for self-examination“, Session im Rahmen der Jahrestagung der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), Berlin & virtuell, 11.10.2023