Spannungskopfschmerz: nicht-medikamentöse Therapien gefragt
Während die Entwicklung der Anti-CGRP-Therapien die Behandlungsmöglichkeiten der Migräne deutlich verbessert hat, stehen ähnliche Entwicklungen beim Spannungskopfschmerz aus. Dabei ist dieser häufiger als die Migräne und für die Betroffenen stark belastend. In der Therapie des Spannungskopfschmerzes haben auch nicht-medikamentöse Maßnahmen einen hohen Stellenwert, zumal die Vermeidung von Medikamentenübergebrauch ein wichtiges Ziel im Management dieser Erkrankung ist.
Spannungskopfschmerz ist weltweit die häufigste Form von Kopfschmerz mit durchaus unterschiedlichen Angaben zur Prävalenz in verschiedenen Ländern. Die globale, standardisierte 1-Jahres-Prävalenz wird mit 26% angegeben, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.1 In Europa liegt die 1-Jahres-Prävalenz zwischen 31 und 37%. Die Lebenszeitprävalenz wird auf eine Quote zwischen 30 und 78% geschätzt. Im Lebensverlauf zeigt die Erkrankung einen Peak in der 4. Lebensdekade, im höheren Alter nimmt die Prävalenz wieder ab.
Allerdings betont Univ.-Prof. Dr. Christian Lampl, Universität Linz, dass die Zahlen zum Auftreten der Erkrankung problematisch sind, zumal in unterschiedlichen Studien unterschiedliche Methodologien zum Einsatz kommen und Diagnosen zwischen unterschiedlichen Kopfschmerzformen überlappen können. Darüber hinaus fehlen international verbindliche Diagnosekriterien. Die ICHD-3-Klassifikationskriterien unterscheiden zwar zwischen chronischem und neu aufgetretenem Spannungskopfschmerz, es fehlt jedoch die übergreifende Definition, was Spannungskopfschmerz eigentlich ist. Dies könnte in zukünftigen epidemiologischen Studien zum Problem werden, so Lampl.
Hinsichtlich der Entwicklung der Prävalenz über die Zeit ergeben Studien zumindest für Europa in der Zeit zwischen den 1990er und den 2000er Jahren einen leichten Rückgang von „Non-migrainous headache“, wobei Spannungskopfschmerz nicht explizit erwähnt wird. Daten aus Dänemark zeigen hingegen eine extrem hohe Prävalenz von Spannungskopfschmerz sowie eine leichte Zunahme zwischen 1989 und 2001. Allerdings ist die Prognose für die einzelnen Betroffenen nicht so ungünstig. Von den Personen, die 1989 häufige Spannungskopfschmerzen angaben, erreichten 45% bis zum Jahr 2001 Remission, 39% blieben unverändert und bei 16% kam es zu einer Verschlechterung im Sinne von Chronifizierung.2 Als Faktoren, die eine Chronifizierung begünstigen, wurden unter anderem komorbide Migräne, Schlafstörungen, Übergebrauch von Schmerzmedikamenten, höheres Alter und niedriger sozioökonomischer Status identifiziert.3
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