Depression: Stimmungsaufheller Turnschuh
Regelmäßiger Sport hält nicht nur fit. Der Effekt von Sportübungen auf depressive Symptomatik wird aber immer noch unterschätzt. Denn das Körpertraining hilft auch, besser mit einer Depression klarzukommen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam um Dr. Andreas Heißel von der Universität Potsdam nach Auswertung umfangreicher Studiendaten.
Weltweit müssen mehr als 300 Millionen Menschen mit einer Depression leben. Und während der COVID-19-Pandemie dürfte die Prävalenz noch einmal deutlich gestiegen sein, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Etwa zwei Drittel der Betroffenen erhalten keine angemessene Behandlung wie eine Psychotherapie oder Antidepressiva. Gut zugängliche Alternativen seien daher dringend notwendig, betonen Heißel et al.
Schwer depressive Menschen profitieren am meisten. Um zu klären, wie gut sich eine depressive Symptomatik unter einer Sportintervention zurückbildet, wertete die Gruppe die Daten von 41 randomisierten, kontrollierten Studien aus.
Die Teilnehmenden der verschiedenen Untersuchungen waren gesichert an einer schweren Depression erkrankt oder litten an anderen, mittels validierter Screeninginstrumente diagnostizierten depressiven Beschwerden. 1.227 von ihnen hatten ein strukturiertes Trainingsprogramm absolviert, 1.037 hatten hingegen weder eine Bewegungs- noch eine Psycho- oder Pharmakotherapie neu begonnen.
Die Metaanalyse brachte zutage, dass durch den Sport die depressive Symptomatik deutlich abnahm, wobei die Number Needed to Treat (NNT) 2 betrug. Besonders deutlich profitierten Betroffene mit schwerer Depression sowie Personen, die unter Anleitung trainierten.
Vorteile für Krafttraining und Gruppensport. Als ebenfalls sehr effektiv erwiesen sich ein ausschließlich aerobes bzw. Krafttraining sowie Gruppenübungen mit bis zu 25 Teilnehmenden. Der Ausschluss von Studien mit hohem Verzerrungsrisiko schwächte die Effekte etwas ab.
Insgesamt gehen die Autorinnen und Autoren jedoch davon aus, dass die Effekte von Sportübungen im Allgemeinen noch unterschätzt werden.
Sport verbessert das psychische Wohlbefinden
Für alle unbehandelten Menschen mit Depression stellen angeleitete Trainingsprogramme, Gruppensport und aerobe Übungen somit eine einfache und effektive Option zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens dar, so das Fazit der Forschenden. Im Einzelfall müsse aber stets der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin entscheiden, ob und welches Training infrage kommt.