Neue ESC-Empfehlungen für das Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei Diabetes
In den letzten Jahren konnte für antihyperglykämische Substanzen aus den Gruppen der SGLT2-Inhibitoren und der GLP1-Rezeptoragonisten ein kardiovaskulärer Benefit nachgewiesen werden. Daher soll sich das Management eines Typ-2-Diabetes bei Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen an diesen Studienergebnissen orientieren. Die ESC gibt in ihrer aktualisierten Leitlinie zum „Management of Cardiovascular Disease in Patients with Diabetes“ detaillierte Anleitungen, wie das in der Praxis umgesetzt werden soll.
Jahrzehntelang bestand das Management des kardiovaskulären Risikos von Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus in der Senkung der Plasmalipide und der Kontrolle des Blutdrucks. Diese Situation hat sich mit den kardiovaskulären Outcome-Studien zu mehreren Diabetes-Medikamenten deutlich verändert, so Prof. Dr. Nikolaus Marx von der Universität Aachen. Den aktuellen Evidenzstand hat eine Task Force der ESC in der nun erneuerten Guideline zum Management kardiovaskulärer Erkrankung bei Diabetes zusammengefasst. Das Vorhandensein einer kardiovaskulären Erkrankung beeinflusst dabei alle Phasen des klinischen Managements, von der Präsentation der Patientinnen und Patienten über die Evaluation und die Diagnostik bis zur Behandlung. Marx: „Die Kombination von Diabetes und kardiovaskulärer Erkrankung hat erheblichen Einfluss sowohl auf die Prognose als auch auf das Management beider Erkrankungen.“ Eine nicht selten hinzukommende chronische Nierenerkrankung könne die Situation zusätzlich verschlimmern. Da geschätzte 25–40% aller Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung unter unerkanntem Diabetes leiden, empfiehlt die ESC mit I/A-Empfehlung ein Diabetes-Screening bei kardiovaskulär erkrankten Personen. Gleichzeitig wird empfohlen, Patientinnen und Patienten mit Diabetes regelmäßig auf kardiovaskuläre Erkrankung, Zeichen und Symptome von Herzinsuffizienz sowie chronische Nierenerkrankung abzuklären.
Wahl der antihyperglykämischen Therapie nach Komorbiditäten
Die Behandlung des Diabetes soll sich in weiterer Folge an diesen Komorbiditäten orientieren. Bei Vorliegen einer kardiovaskulären Erkrankung sollen folglich Medikamente mit nachgewiesenem kardiovaskulärem Benefit zum Einsatz kommen. In anderen Fällen sollen Substanzen mit zumindest nachgewiesener kardiovaskulärer Sicherheit gewählt werden. Es wird auch empfohlen, bei Patientinnen und Patienten mit bereits bestehender antihyperglykämischer Therapie diese anhand der Komorbiditäten bei Bedarf umzustellen.