29. Juni 2023EASL-Kongress 2023

Aus NAFLD wird MASLD: die neue Nomenklatur der Lebererkrankungen

Erkrankungen in Verbindung mit Steatose der Leber erhalten eine neue Terminologie. Diese wird teilweise damit begründet, dass „Fettlebererkrankung“ als stigmatisierend empfunden werden könne. Darüber hinaus ermöglicht die neue Nomenklatur aber exaktere Diagnosen, die auch treffsicherer benannt werden können.

Abstraktes mikroskopisches Vollbilddetail einer menschlichen Fettleber
prill/GettyImages

Im Rahmen des EASL-Kongress 2023 haben mehrere hepatologische Fachgesellschaften, nämlich La Asociación Latinoamericana para el Estudio del Hígado (ALEH), die American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) und die European Association for the Study of the Liver (EASL) eine neue Terminologie der Fettlebererkrankungen beschlossen. Die mittlerweile publizierte neue Nomenklatur1 ist das Ergebnis eines 2020 eingeleiteten und von mehr als 200 Personen aus Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und der Industrie nach dem Delphi-Verfahren durchgeführten Prozesses.

Als neuer Klammerbegriff soll in Zukunft steatotische Lebererkrankung (Steatotic Liver Disease – SLD) dienen. Daraus ergibt sich die Bezeichnung Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease (MASLD) für die bislang als nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (Nonalcoholic Fatty Liver Disease – NAFLD). Im Gegensatz dazu wird die Bezeichnung Steatohepatitis beibehalten. Für MASLD wurden auch Diagnosekriterien definiert. Eine MASLD liegt vor bei Personen mit Steatose der Leber, die mindestens einen von fünf kardiometabolischen Risikofaktoren aufweisen. Diese sind (Prä-)Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Triglyzeride und erhöhtes LDL-Cholesterin. Zusätzlich wurde eine neue pathologische Entität eingeführt, nämlich eine Kombination aus MASLD und alkoholischer Lebererkrankung (ALD), die als MetALD bezeichnet wird und vorliegt bei Personen mit MASLD, die zusätzlich problematische Mengen Alkohol konsumieren. Diese liegen bei 140g pro Woche für Frauen und 210g pro Woche für Männer. Eine Steatose der Leber ohne metabolische Risikofaktoren und Alkoholabusus wird als kryptogene SLD bezeichnet. Eine MASLD mit Hepatitis, die bislang als Nonalcoholic Steatohepatitis (NASH) bezeichnet wurde, heißt künftig MASH.

Die neue Nomenklatur solle „affirmativ und nicht stigmatisierend“ sein, hielten die Expertinnen und Experten anlässlich der Präsentation fest. Prof. Dr. Mary E. Rinella von University of Chicago, die Erstautorin der neuen Nomenklatur, betonte, dass die Notwendigkeit einer nicht stigmatisierenden Terminologie zwar nicht allgemein akzeptiert war, dass es jedoch niemandem zustehe, eine vertretbare Zahl an Menschen zu definieren, die sich stigmatisiert fühlen. Wenn Stigmatisierung vermieden werden kann, solle dies getan werden. Allerdings sprechen neben Befindlichkeiten noch andere Gründe für die neue Terminologie. Die Bezeichnung NAFLD sei vor langer Zeit gewählt worden, weil man bei manchen Personen einen erhöhten Fettgehalt der Leber fand, der nicht mit Alkoholabusus assoziiert war. Die Bezeichnung MASLD trage nicht zuletzt dem verbesserten pathophysiologischen Verständnis der Erkrankung Rechnung und erlaube nun auch durch die Angabe der metabolischen Risikofaktoren samt den zugehörigen Grenzwerten eine präzisere Diagnostik.

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