17,3% der Covid-Spitalspatient:innen starben; Anpassung von Impfstoffen an neue Varianten
+++ 17,3 Prozent der Covid-Spitalspatient:innen in Österreich starben – Regulierungsbehörden einigen sich auf ein Vorgehen zur Anpassung von Covid-19-Impfstoffen an neue Varianten – Impfliefervertrag mit Pfizer mehr als halbiert – Neue Corona-Welle in China: Zig Millionen Infektionen pro Woche +++
17,3 Prozent der Covid-Spitalspatient:innen in Österreich starben
Eine traurige Bilanz für die ersten beiden Jahre der Covid-19-Pandemie haben jetzt Wissenschafter aller drei österreichischen MedUnis vorgelegt: Zwischen 1. Jänner 2020 und 31. Dezember 2021 starben in Österreichs Krankenhäusern 17,3 Prozent der Covid-19-Patient:innen. Männer und Hochbetagte hatten ein extremes Risiko.
Paul Zajic (MedUni Graz), Michael Hiesmayr (MedUni Wien), Michael Joannidis (MedUni Innsbruck) und ihr Team haben für die in „Scientific Reports“ publizierten Studie (https://www.nature.com/articles/s41598-023-35349-4) alle in Österreich vorhandenen Patientendaten für den Beobachtungszeitraum in den ersten beiden Jahren der Covid-19-Pandemie alle in Österreich erfolgten Spitalsaufnahmen von SARS-CoV-2-Betroffenen insgesamt sowie jene in Intensivstationen und Intermediate Care-Betten („Mittelding“ zwischen Normalstation und Intensivstation; Anm.), deren Mortalität und Charakteristika analysiert. „68.193 Patienten wurden inkludiert. 8.304 (12,3 Prozent) wurden primär in eine Intensivstation aufgenommen. 3.592 (5,3 Prozent) kamen in eine Intermediate Care Unit“, schrieben die Wissenschafter:innen.
Die Daten sprechen stark dafür, dass man per Impfung – im Bedarfsfall auch durch schnelle Anwendung von Medikamenten wie Paxlovid etc. – unbedingt versuchen sollte, SARS-CoV-2-Infizierte vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen. Laut Studie betrug die Spitalssterblichkeit betrug 17,3 Prozent. Die Risikofaktoren waren männliches Geschlecht mit einer um 67 Prozent höheren Mortalität als Frauen und hohes Alter mit einer das 7,86-Fache gesteigerten Sterblichkeit von über 90-Jährigen im Vergleich zu 60- bis 64-Jährigen.
Im zeitlichen Verlauf zwischen 1. Jänner 2020 und 31. Dezember 2021 war die Spitalsmortalität wegen Covid-19 in der ersten Jahreshälfte 2020 statistisch signifikant um 15 Prozent höher als im Gesamtdurchschnitt, ebenso um statistisch signifikant elf Prozent höher in der zweiten Hälfte des Jahres 2021. Hier dürfte es einen Zusammenhang mit den in diesen Zeiträumen besonders hohen Erkrankungszahlen geben. Am häufigsten wurden Covid-19-Patienten in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren in Intensivstationen und Intermediate Care Units aufgenommen. Während das bei den jüngeren Altersgruppen wegen des geringeren Gesamtrisikos verständlich sei, ließe sich das für die Hochbetagten nicht ganz erklären, schrieben die Autor:innen der Studie.
Covid-19 machte die österreichischen Männer offenbar kränker als die Frauen: Von den bereits von Anfang an in Intensivstationen aufgenommenen Patient:innen (8.304 Erkrankte) waren nur 35,2 Prozent Frauen (2.919 Personen), 64,8 Prozent waren Männer (5.385). Insgesamt aber zeigten sich vor allem zwei Risikofaktoren, wie die Studienautor:innen feststellen: „Bei allen Patienten (...) wurde männliches Geschlecht als Risikofaktor für Spitalssterblichkeit festgestellt. Es gab eine fast lineare Verbindung zwischen Alter und Spitalsmortalität.“
Während Covid-19-Patienten im Alter bis zu 19 Jahren nach Spitalsaufnahme nur fünf Prozent des Sterberisikos von 60- bis 64-jährigen Erkrankten aufwiesen und die 55- bis 59-Jährigen etwa die Hälfte (55 Prozent) der Vergleichsgruppe, stieg die Gefährdung bereits bei den 65- bis 69-Jährigen um 42 Prozent an. 80- bis 84-Jährige hatten dann schon ein um den Faktor 3,54 erhöhtes Mortalitätsrisiko (im Vergleich zu den 60- bis 64-Jährigen). 85- bis 89-Jährige starben im Spital dann 5,14-mal öfter, über 90-Jährige schließlich 7,86-mal häufiger. (APA)
Regulierungsbehörden einigen sich auf ein Vorgehen zur Anpassung von Covid-19-Impfstoffen an neue Varianten
Internationale Regulierungsbehörden haben gestern (30.5.) einen Bericht veröffentlicht, in dem sie die Ergebnisse ihrer Diskussionen über Covid-19-Impfstoffe sowie die Notwendigkeit und Strategie zur Aktualisierung ihrer Zusammensetzung auf der Grundlage der neuen Erkenntnisse über die Coronavirus-Varianten von SARS-CoV-2 und der Lehren aus früheren Impfstoffaktualisierungen darlegen. Demnach sollten Impfstoffe für die kommende Wintersaison monovalent sein und auf der XBB-Familie von Omikron-Subvarianten basieren.
Die derzeit zugelassenen Impfstoffe sind nach wie vor wirksam, um Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Todesfälle aufgrund von Covid-19 zu verhindern. Allerdings lässt der Schutz vor einer Infektion mit der Zeit nach und auch dann, wenn neue SARS-CoV-2-Varianten auftauchen. Vorläufige Daten zeigen, dass Covid-19-Impfstoffe, die an die derzeit zirkulierenden Stämme angepasst sind, die Immunität gegen neu aufgetretene Varianten, wie z.B. die XBB-Abkömmlinge, verbessern.
Die Teilnehmer:innen des Treffens erörterten die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über Epidemiologie, Seroprävalenz (d.h. die Anzahl der Personen in einer Population, die anhand von Blutserum-Messungen positiv auf eine bestimmte Krankheit getestet werden) und Leistungsfähigkeit des Impfstoffs sowie wichtige regulatorische Überlegungen im Zusammenhang mit der Anpassung zugelassener oder neuer Covid-19-Impfstoffe gegen neu auftretende Coronavirus-Varianten. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass Impfstoffformulierungen für die kommende Wintersaison in der nördlichen Hemisphäre nur einen Virusstamm enthalten und auf der XXB-Familie von Omikron Subvarianten (wie XBB.1.5) basieren sollten.
Die internationalen Regulierungsbehörden wiesen auch darauf hin, dass solche monovalenten Impfstoffe sowohl für Auffrischungsimpfungen als auch für Erstimpfungen verwendet werden könnten (Letztere z.B. nur bei Kleinkindern unter 4–5 Jahren). Sie stellten fest, dass für die Zulassung bzw. Genehmigung von Stammänderungen bei den bereits zugelassenen Covid-19-Impfstoffen nur Daten über die Herstellung und Qualität des Impfstoffs sowie Labordaten erforderlich sind, sofern nach der Zulassung Daten über die Qualität, Wirksamkeit, Immunogenität und Sicherheit des Impfstoffs erhoben werden.
Die Tagung baute auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus einer Reihe von ICMRA (International Coalition of Medicines Regulatory Authorities)-Workshops zur Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen und Virusvarianten auf, die in den letzten drei Jahren stattfanden. Zu den Teilnehmern gehörten Vertreter internationaler Regulierungsbehörden (u.a. EMA, FDA) sowie Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). (Presseaussendung der EMA)
Impfliefervertrag mit Pfizer mehr als halbiert
Österreich hat seinen Liefermenge für Dosen der Corona-Schutzimpfung von Biontech/Pfizer um mehr als die Hälfte reduzieren können. Das ist das Ergebnis der EU-Vertragsverhandlungen mit den Herstellern, teilte das Gesundheitsministerium am Freitagnachmittag (26.5.) mit. Österreich erhält damit 4,1 Millionen Impfdosen in den nächsten drei Jahren, statt neun Millionen Dosen noch heuer. Grund für die Nachverhandlungen war der starke Rückgang der Nachfrage in sämtlichen Mitgliedstaaten.
Österreich hatte massiv Druck ausgeübt, damit die Verträge neu verhandelt werden, hieß es in der Aussendung. Die Europäische Kommission erzielte nun über die Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) eine Einigung mit dem Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer. 24 der 27 Mitgliedsstaaten stimmten den Vertragsänderungen zu.
In den bisher geltenden Verträgen wären neun Millionen Dosen noch heuer geliefert worden. Zusätzlich werden in diesem Jahr noch 800.000 Dosen geliefert, die bereits für 2022 bestellt waren. Sie waren nicht Teil der Neuverhandlung der Verträge. Die Lieferungen erstrecken sich durch die Änderung der Verträge auf die kommenden drei Jahre, also bis Ende 2025. Bereits bestellte Impfdosen können in den jeweils neuesten verfügbaren Impfstoff getauscht werden, informierte das Ministerium.
Zu den finanziellen Details des neuen Vertrags wurde zwischen EU-Kommission und Biontech/Pfizer Stillschweigen vereinbart. Das Gesundheitsministerium rechnet mit einer Einsparung eines hohen zweistelligen Millionenbetrags. "Die neuen Verträge entsprechen nach Einschätzung unserer Expertinnen und Experten dem künftigen Bedarf, vor allem an Auffrischungsimpfungen", erläuterte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). (APA)
Neue Corona-Welle in China: Zig Millionen Infektionen pro Woche
Mit zig Millionen Infektionen pro Woche rollt gegenwärtig eine neue Corona-Welle durch China. Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. Allein in Peking ist Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die Gesundheitskommission der Hauptstadt letzten Freitag, 26.5., mitteilte. Schulen in einigen Teilen Chinas wurden aufgefordert, wachsam zu sein und Vorbeugungsmaßnahmen zu ergreifen.
Der führende chinesische Epidemiologe Zhong Nanshan erwartet für Ende Juni mit rund 65 Millionen Neuinfektionen pro Woche den Höhepunkt der Welle. Der Anstieg sei "erwartet". Er geht laut Staatsmedien von gegenwärtig rund 40 Millionen Infektionen wöchentlich aus. Experten wiesen auf die nachlassende Immunität nach der massiven Corona-Welle im Dezember und Jänner hin, als sich nach vagen Schätzungen 80 bis 90 Prozent der 1,4 Milliarden Chinesen infiziert hatten. Amtliche Daten zur Zahl der Toten im Winter liegen nicht vor. Schätzungen ausländischer Experten gehen von rund einer Million aus. Wegen der vielen Corona-Toten waren die Krematorien überfordert gewesen.
Nach knapp drei Jahren hatte Chinas Regierung Anfang Dezember ihre strenge Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt aufgegeben, ohne dass Krankenhäuser darauf vorbereitet waren. Ein ähnlich große Welle wie damals wird jetzt allerdings nicht erwartet. Doch warnten die Gesundheitsbehörden, dass weiterhin ältere und kranke Menschen besonders gefährdet seien.
Vorherrschend sei die XXB-Omikron-Variante, die sich schneller verbreite und leichter der Immunabwehr entkomme. Es gebe aber keine wesentlichen Veränderungen im Krankheitsverlauf. Wer im Winter infiziert gewesen sei, könne bei einer neuerlichen Ansteckung mit milderen Symptomen rechnen, meinten Experten in Staatsmedien.
Kritiker wiesen darauf hin, dass die Impfkampagne seit dem Winter nicht mehr intensiv vorangetrieben wurde. Die Behörden berichteten, zwei Impfstoffe seien jetzt zugelassen worden, um speziell gegen die XXB-Variante vorzugehen. Wann sie auf den Markt kommen, war aber unklar. Es hieß nur "bald". Moderne mRNA-Impfstoffe aus dem Ausland sind in China weiter nicht zugelassen. (APA/dpa)